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Mein kleines Telefon & ich

Wer mich kennt weiß, dass mein Handy und ich bisher nicht die engsten Freunde waren. Gerne habe ich es auf Arbeit in der kleinen, chaotischen Schublade hinter der Theke liegen lassen und erst am nächsten Tag wieder in die Hand nehmen können; was mich meist kaum gestört hat. Meine Umwelt schon eher, besonders meinen Mann, der mich mal wieder nicht erreichen konnte. Meistens hatte ich die alten, abgetragenen Telefone meines Mannes, die ich so lange benutzt habe, bis der abgenudelte Akku selbst mich zu nerven anfing. Das alles geht hier in China nicht! Hier ist dieses kleinen Ding so wichtig, dass sich der Alltag nur schwer ohne ein aufgeladenes und mit den wichtigsten Apps ausgestattetes Handy organisieren lässt. Neuland für die Gatzingerin. Aber ich übe fleißig und der Gatzinger ist schon ganz erstaunt über seine Frau2.0.

 

Da wäre zu aller erst WeChat, die App mit der ich unkompliziert mit den Lieben in der Heimat in Schrift, Bild und Ton kommunizieren kann. Auch hier läuft ALLES über WeChat. Über WeChat wird kommuniziert, eingekauft, bezahlt, gescannt, Standorte koordiniert,.... Bargeld brauchte ich bisher nur in der Deutschen Schule an der Rezeption für die Zutritts- und Schwimmkarten, für den Parkplatzwächter am See oder die alte Frau, die aus Gräsern geflochtene Zikaden auf der Strasse verkauft hat. Ansonsten zahle ich überall per WeChat Pay oder bekomme Geld z.B. von meiner Nachbarin, weil ich ihr etwas mitgebracht hatte. Ich habe einen eigenen QR-Code und so war ich am ersten Schultag viel damit beschäftigt neue QR-Codes zu scannen bzw. meinen QR-Code meinem Gegenüber zum Scannen entgegen zu strecken. Bezahlt wird damit beim Bäcker, in den Markthallen, im großen Supermarkt, im Taxi, im Online-Supermarkt, bei meinem Gemüse-Abo, im Restaurant, einfach immer und überall.

 

Dann ist DIDI noch sehr wichtig für das Vorankommen von A nach B ohne Chinesischkenntnisse. Das ganze entspricht in etwa Uber und so kann ich unkompliziert unterwegs sein auch ohne mit dem Fahrer zu kommunizieren, da der in den meisten Fällen kein Englisch kann.

 

Der PAPAGEI ist auch immer dabei. Das ist meine ÜbersetzungsApp. Entweder ich scanne einen Text und der Papagei übersetzt mir, was geschrieben steht oder ich spreche auf Deutsch oder Englisch hinein und es kommt auf Chinesisch in Schrift und Ton heraus oder umgekehrt. Das hilft ungemein, wenn ich im Supermarkt etwas nicht finde, es im Restaurant nur eine chinesische Speisekarte gibt oder eine Strom- oder Wasserrechnung kommt und ich nichts verstehe.

Ich habe Apps zum Chinesisch üben, um mich auf die chinesische Führerscheinprüfung vorzubereiten oder um zu schauen, wie die Luftqualität draußen ist, bevor ich alle Fenster zum Lüften aufreiße. Und ich bin erstaunt, wie schnell ich mich daran gewöhnt habe und mittlerweile darauf achte, dass der Akku geladen ist bevor ich das Haus für den Tag verlasse. Ja, mein Telefon und ich sind in der kurzen Zeit, die ich hier bin, schon sehr gute Freunde geworden!

 

Mal sehen, wie sich diese neue Beziehung weiter entwickelt...?!

 

Liebe Grüße, die Gatzingerin