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Beim Kaiser in Beijing 北京

Es war Freitag der 13. Es war Mondfest. Es war schulfrei. Das Mondfest ist der zweitwichtigste Feiertag nach dem chinesischen Neujahr. Das Mondfest oder auch Mitt-Herbstfest wird immer am Vollmond des achten Monats nach dem chinesischen Kalender gefeiert. Die 8 gilt als Glückszahl, der Vollmond symbolisiert die Einheit, Ganzheit, Harmonie und Vollkommenheit. An diesem Tag wird nach Möglichkeit gemeinsam mit der Familie der Vollmond bewundert und dabei werden kleine Mondkuchen gegessen. Diese gibt es mit verschiedenen süßen und herzhaften Füllungen und wenn man die Zeichen auf den Keksen lesen kann, weiß man sogar, welche Füllung zu erwarten ist. Ansonsten bleibt es eine Überaschung, ob es sich um die rote Bohnen Paste mit rundem Eigelb oder um die 5-Saaten-Füllung, die Mohn-Füllung oder gar um die Füllung mit Fleisch handelt. Ich hatte Glück: Ich habe die 5-Saaten-Füllung erwischt!

 

Wir haben das lange Wochenende für einen Trip nach Peking genutzt und waren mit dieser Idee natürlich nicht allein. Am Freitag fuhren wir mit dem Bus vom Hotel zum Tian' anmen Platz, was erstaunlich unkompliziert war. Bis wir die Verbotene Stadt betreten durften, mussten wir das erste Mal Schlange stehen für die Sicherheitskontrolle, ähnlich wie an Flughäfen. Dann ging es weiter zur nächsten Schlange, um sich gemeinsam mit sehr vielen Menschen durch das einzige Tor zu drängen, welches in die Palastanlage hinein führt. War dieses lange Tor erst einmal durchschritten, verteilten sich die Menschen auf die riesige Anlage und wir fühlten uns nicht mehr wie die Ölsardinen; die größte Hürde war genommen. Es ging entspannt weiter.

 

Zur Einstimmung auf diesen Besuch hatten wir am vorangegangenen Wochenende den Film "der letzte Kaiser" angeschaut und nun standen wir plötzlich inmitten dieser grandiosen Filmkulisse. Es war trotz der vielen Menschen wahnsinnig beeindruckend. Eine riesige Anlage mit Gärten, Palästen, Plätzen, Bäumen, unzähligen Details und insgesamt viel weitläufiger, als ich es mir vorgestellt hatte. Wir haben uns durch die Gänge und Gärten, über die offenen Plätze und oben auf der Mauer entlang treiben lassen und haben einfach nur gestaunt und bewundert und wirken lassen.

 

Aber nicht nur die Verbotene Stadt an sich war eine Attraktion, sondern auch einige Besucherinnen. DIese liefen als -keine Ahnung?!- Prinzesinnen oder Kaiserinnen verkleidet durch die Palastanlage und ließen sich immer wieder inszeniert ablichten. Ich habe mittlerweile auch weniger Hemmungen ,dann spontan mit zu fotografieren, da wir selbst auch immer wieder von wildfremden Menschen mit der Kamera festgehalten werden. Das gehört zum Spiel anscheinend dazu.

 

Nach einigen Stunden des Wandelns und Staunens setzte dann irgendwann die Reizüberflutung ein und unsere Füße wollten auch nicht mehr recht laufen. Genug gesehen. Aber ich würde gerne noch einmal wieder kommen. Vielleicht an einem Tag, wo ALLE Chinesen arbeiten müssen?! Das wäre dann sicherlich noch beeindruckender.

 

Zur Erholung setzen wir uns wieder in einen Bus, sahen die Stadt am Fenster vorbei ziehen und hörten dabei den Bus-Aufsehern zu, wie sie unverständliche, sich ständig wiederholende Anweisungen laut durch den Bus riefen und dabei irgendwie ziemlich grimmig aussahen. Wir machten dann noch einen kurzen Stop im CBD, dem Central Business District mit seinen ebenso beeindruckenden Bauten und Türmen aus der Neuzeit. Da regieren und herrschen dann also die kleinen Kaiser der heutigen Geld-Dynastien.

 

Herzlichst,

die Gatzingerin