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Borneo/Malaysia

Wir sind zurück aus den Herbstferien. Heute hat die Schule und damit auch der Alltag wieder begonnen und so nutze ich die Ruhe des Vormittags zum Schreiben.

Wir waren im Norden von Borneo direkt am Äquator und haben dort die tropischen Tage genossen. Meistens waren wir einfach faul am Strand oder im Pool und haben die Zeit mit Baden, Beachvolleyball, Kartenspielen, Büchern und Staunen verbracht. Das Hotel lag direkt neben einem Naturschutzgebiet mit halbwegs intaktem Regenwald und dadurch tauchten immer wieder spannende Tiere in der Hotelanlage auf. So schwamm jeden Tag mindestens ein kleiner Monitor-Waran durch den Pool und kletterte anschließend wieder auf eine Palme, um sich oben in den Blättern zu verstecken. Ein ganz besonders frecher Vertreter seiner Art tauchte sogar schon beim Frühstücksbuffet auf und sorgte für Unruhe. Es verirrte sich mehrmals eine (Gott sei Dank ungiftige) Baumschlange in die Nähe des Pools, schlängelte sich eine Palme hoch und "sprang" oder sollte ich vielleicht besser sagen "flog" doch tatsächlich irgendwie rüber auf einen Baum, der 2 Meter entfernt stand. Es wurde dann immer ein Ranger aus dem Nature Reserve gerufen, der die Schlange wieder einsammelte, interessierten Menschen etwas über das Tier erzählte und dann mitsamt Schlange in der Hand wieder im Jungle verschwand. Eine Begegnung der besonderen Art hatte allerdings der Gatzinger: Der bekam auf dem Balkon sitzend für ein paar Minuten Besuch von einem wunderschönen Papagei. Der Junior und ich haben ihn nur durch die Anlage fliegen sehen und waren doch ein bisi neidisch als der Herr Papa uns stolz seine Beweisfotos zeigte.

 

Wir wollten aber nicht nur faul am Strand liegen sondern noch ein kleines bisschen mehr von der Gegend sehen, die heile Welt der netten-adretten Hotelanlage verlassen. Für 3 Tage waren wir dann mit dem Mietwagen unterwegs. Der Gatzinger fuhr uns über teils schlechte Strassen in den äußersten Nordosten der Insel. Für gut 300 km braucht man bei den Strassen-, Wetter- und Verkehrsverhältnissen gut 5 Stunden. Wir mussten zuerst über einen Pass bis auf 1500 m fahren, der direkt am höchsten Berg SüdOstAsiens vorbei führte: der Mount Kinabalu mit über 4000 m Höhe. Leider war der Berg weder auf der Hin- noch auf der Rückfahrt zu sehen, da ihn stets fette Regenwolken eingehüllten. Nach der schönen und recht spannenden Bergregion folge eine weniger schöne zweite Hälfte der Strecke, die schnurstracks durch Quadratkilometer von Palmölplantagen führte. Da kommt also ein Großteil des konventionellen Palmöls her, das in unserer Kosmetik, in Waschmitteln und Biodiesel und auch in vielen Lebensmitteln wieder zu finden ist. Ölpalmen so weit das Auge reicht, alte Plantagen und ganz frisch gerodete Flächen. Das war ganz gewiss nichts, um das Herz zu erfreuen.

Unser Ziel war der kleine Ort Sepilok. Das war mein Geburtstagswunsch. Dort gibt es noch intakten Regenwald mit Urwaldriesen und einer beeindruckenden Geräuschkulisse. Wir bezogen ein Zimmer in einer kleinen Lodge und zu Sohnemanns Verwunderung stand plötzlich sein Mathelehrer vor uns. Der Traum eines jeden Schülers. Der nette Herr Lehrer hatte die gleichen Ziele wie wir: Regenwald, Orang Utan Rehabilitation Centre und Borneo Sun Bear Centre. Wir hatten 2 wirklich tolle Tage vor Ort, die voll gepackt waren mit einer geführten Nacht- und einer Tageswanderung im Regenwald sowie Besuchen bei den Orang Utans und den kleinen Malaien-Bären. Sowohl die Orang Utans als auch die Sun Bears kommen meist als kleine depressive und oft verletzte Waisen und Findelkinder in den Rehabilitations-Zentren an, müssen dort wieder aufgepäppelt und auf ein Leben in Freiheit vorbereitet werden, was allerdings nicht immer klappt. Manche bleiben ihr Leben lang dort vor Ort oder zumindest in der unmittelbaren Nähe. Neben den Orang Utans als Haupattraktion haben uns aber auch noch viele andere Tiere beeindruckt: drei (!!!) giftige grüne Baumschlangen, viele bunte große und kleine Vögel, schwarze Skorpione, Gleithörnchen (Black Giant Flying Squirrel) in der Dämmerung, ein Chamäleon, bunte Käfer, viele Makaken-Affen und anderes Kleingetier. So habe ich also meinen Geburtstag nicht mit Gin Tonic in der schicken Hotelanlage verbracht, sondern in einer kleinen Lodge in der Pampa und eingeschmiert mit stinkender Anti-Mücken-Lotion, um die (wenigen) Malaria- und Dengue-Mücken von uns fern zu halten. Es war ein toller, ein besonderer Geburtstag in einem kleinen, noch intakten Stück Natur auf Borneo.

 

Was erzählt man ansonsten noch ganz klasssich nach dem Urlaub? 

Das Wetter natürlich! Es war immer tropisch warm, im Regenwald sehr schweißtreibend und feucht. Es hat jeden Tag geregnet, oft mit Blitz und Donner, mal in Form eines heftigen Tropengusses, mal nur als kurzer Schauer. Die Sonne war intensiv, wenn sie da war, so dass wir Erwachsenen uns nach dem ersten Sonnenbrand (trotz 30er Sonnencreme) auch UV-Bade-Shirts gekauft haben.

Und das Essen! Ich habe mich besondes an der Vielfalt der tropischen Früchte zum Frühstück erfreut! Und die malayische Küche mit ihrer scharfen Note konnte uns ebenso überzeugen. Der Junior fällte da allerdings ein komplett anderes Urteil (bis auf die leckeren Pommes!) und freute sich auf die heimische Küche bei Muttern. Aber das hat uns nicht weiter überrascht.

 

Die Woche hat uns gut getan. Wir haben es besonders genossen, so viel Zeit draußen an der frischen Luft und in der Natur zu verbringen. Das fehlt hier in Shanghai im Alltag. Aber auch das kommt natürlich nicht überraschend. Wir müssen einfach hier und da ein Wochenende und ganz besonders die Ferien für kleine und größere Outdoor-Erlebnisse nutzen! Und das werden wir auch tun.

 

Herzliche Grüße sendet Euch

die Gatzingerin