Unser 5. Monat in Shanghai ist auch schon wieder rum. Er war für uns zwei geteilt.
Die erste Hälfte haben wir vorweihnachtlich mit Adventskalender, Weihnachtssingen in der Schule und Weihnachtsmarkt in unserer Heimat auf Zeit verbracht. Ganz untypisch für den Dezember musste ich mir dieses Jahr keine Gedanken um Geschenke machen, da wir Weihnachten unterwegs waren und das Gepäck begrenzt war. Dafür ist die Adventszeit für den Junior etwas üppiger ausgefallen und nur eine Kleinigkeit wanderte als Weihnachtsgeschenk mit in den Koffer. Diesen Monat war die ganze Expat-Gemeinde wuselig und vollgepackt mit Terminen. Die letzten Einkäufe vor der Reise in die Heimat oder die Aufregung vor der Abreise in den Weihnachtsurlaub bestimmten die Tage.
Ich hatte mir außerdem mit zunehmend regnerisch-kaltem Wetter Anfang Dezember überlegt, dass ich vielleicht doch noch den chinesischen Führerschein machen sollte, auch wenn ich dem Verkehr hier nicht so ganz traue. Also hat der Gatzinger meine Papiere übersetzen lassen und plötzlich ging dann alles ganz schnell, als die Frage kam, ob ich in der Woche vor unserem Urlaub noch Zeit hätte?! Nun gut-na klar! Ich hab dann 4 Tage fast nur am Handy geklebt und mit der Führerschein-App gelernt. Am Tag vor der Prüfung habe ich dann die ersten Probe-Tests bestanden und so machte ich mich am Donnerstag vor den Ferien auf zum Polizei-Hauptquartier in Pudong. Dort traf ich einen mir zugeordneten Chinesen mit rudimentären Englisch Kenntnissen, der mich durch das Prozedere „Sehtest, Photo, Unterschrift und Kontrolle der deutschen Papiere“ gelotst hat. Die theoretische Prüfung am Computer musste ich dann allerdings allein machen. Zu meiner großen Freude habe ich gleich beim 1. Versuch bestanden. Jippie. Nach der bestanden Prüfung ging es dann gleich zum nächsten Schalter, wo ich sofort meinen Chinesischen Führerschein in Empfang nehmen konnte. Chinesische Effizienz! Ich bin dann ganz stolz (mit der Metro) heimgefahren, aber hinter's Steuer habe ich mich noch nicht gesetzt.
Die zweite Hälfte des Monats haben wir auf Neuseelands Nordinsel verbracht. Was ein Kontrastprogramm zu unserem Leben in Shanghai: frische Luft, Natur Pur, mehr Schafe als Einwohner, Strände, Berge, Vulkane, tolle Flüsse, Camping, wenig Verkehr trotz Hauptreisezeit. Das alles haben wir sehr genossen. Weihnachten in Neuseeland am Strand war für uns sehr unweihnachtlich, trotz weihnachtlich gestimmter Neuseeländer mit Plastikbaum neben dem Zelt, Lichterketten, Grill, Großfamilie, Geschenken und Weihnachtsmannmützen. Wir brauchten unsere Regen- und Fleecejacken mehr als ich es erwartet hätte, haben die Zeit aber trotzem überwiegend an der frischen Luft verbracht.
Wir haben längst nicht alle Highlights und Must-do's von Neuseeland gesehen, sondern es eher ruhig angehen lassen. Mich hat am meisten die Natur mit ihren tollen Baumfarnen und Moosen und Hortensienhecken und Manuka-Sträuchern begeistert. Der Junior war wie immer in der Nähe von Strand oder Fluss oder See am glücklichsten. Wasser ist einfach sein Element! Und der Gatzinger strahlte über das ganze Gesicht, wenn er die Riesen-Auswahl an regionalen Craft-Bieren im Supermarkt vor sich hatte und immer neue Biersorten ausprobieren konnte und wenn er den gemieteten T4 über die kurvigen, oftmals engen und verlassenen Bergstrassen und Hügel steuern konnte. Wir haben die 300.000km Marke geknackt, aber der Motor schnurrte wie ne 1.
Insgesamt hat Neuseeland aber nicht wirklich unser Herz erreicht. Die Menschen haben mich bis auf wenige Ausnahmen nicht begeistert, viele Häuser und Orte waren wirklich runter gekommen und mit der Maori-Kultur bin ich auch nicht so recht warm geworden. Woran genau das lag, kann ich nicht sagen. Nichtsdestotrotz hatten wir einen schönen Urlaub und die Zeit in dieser wunderschönen Natur war ein perfektes Kontrastprogramm zu unserem Leben in der Mega-City Shanghai.
Jetzt heißt es wieder ankommen im Alltag der Großstadt.
Liebe Grüße und einen guten Start ins Jahr 2020!
die Gatzingerin