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Unser 6. Monat

Ein Monat auf 3 Kontinenten. Wir waren in Neuseeland - China - Deutschland.

Dieser Monat hatte es in sich und endete so ganz anders als gedacht. 

 

Der Januar begann mit dem Ende unseres Weihnachtsurlaubs. Wir haben uns alle 3 sehr gefreut, wieder in Shanghai zu sein und als wir unser Haus betraten, hatten wir das gute Gefühl von Nach-Hause-Kommen. Haushund Harry war natürlich auch mehr als glücklich, wieder mehr Leben um sich herum zu haben.

 

Es folgten 3 Wochen im Shanghaier Alltag: Schule, Arbeit, Chinesisch, Gitarre...! Viele Tage waren verregnet, es war nass-kalt und ungemütlich und die Luft war oftmals so schlecht, dass ich wenig in der Stadt unterwegs war. Dafür war ich bei dem Wetter um so glücklicher, dass ich nun im Besitz des chinesischen Führerscheins bin und mit dem Junior im strömenden Regen mit dem Auto zum Gitarrenunterricht fahren konnte. Die Wochenenden waren ausgefüllt mit Fussball; Geburtstagsfeiern und einer lustigen 20er Jahre Party.

Die Aufregung um das Chinesische Neujahrsfest nahm zu und alles wurde geschmückt, gereinigt, aufgeräumt und hübsch gemacht. Auch ich habe mich anstecken lassen und an unserer Haustür rote Spruchbänder mit guten Wünschen für das neue Jahr der Metall-Ratte angebracht. Dazu noch ein chinesisches fú 福 (=Glück), ein paar Fische als Glückssymbole und ein paar Ratten (oder Mäuse) und fertig war die Neujahrsdeko.

Der Gatzinger war erkältet und am Ende des ersten Schulhalbjahres wurde auch der Junior das erste Mal krank und lag schlapp und fiebrig im Bett. So konnten wir das erste "chinesische" Zeugnis gar nicht richtig feiern und würdigen, obwohl unser Großer echt stolz sein kann, wie gut er sich hier in den Schulalltag eingefunden hat.

 

Zunehmend rückten die ersten Berichte über das Coronavirus in Wuhan in unser Bewusstsein und das schien zu Beginn noch alles ganz weit weg. Ganz langsam hat es sich in unser Denken geschlichen und zunehmend mehr Raum eingenommen. Als wir dann auch noch mit Atemschutzmasken ausgestattet und mit einem leicht fiebernden Jungen zum Flughafen fuhren, um in den Flieger zu steigen, der uns für die Neujahrsferien nach Deutschland bringen sollte, waren wir uns bis zum Schluss nicht sicher, ob sie uns ausreisen lassen würden. Wir wurden mittels Wärmebildkamera rausgefischt. Es wurde Fieber gemessen, es mussten viele Zettel unterschrieben werden, ein Abstrich wurde genommen und unsere Nerven waren die ganze Zeit über auf's Äußerste angespannt. Wir wurden von wirklich sehr freundlichen und Ruhe ausstrahlenden Menschen von A nach B begleitet und durften am Ende tatsächlich fliegen. Als wir dann in München ankamen und problemlos einreisen konnten, waren wir mehr als erleichtert und ziemlich im Eimer. Später brachte dann noch ein Schnelltest die Gewissheit: Der Junior isr zwar krank, aber das Coronavirus hat damit nichts zu tun.

 

Die letzten Tage des Monats verbrachten wir also in unserem anderen Zuhause, was sich die ersten Tage aber irgendwie sehr ungewohnt und fremd anfühlte. Natürlich ist es toll die lieben Freunde und Nachbarn in den Arm zu nehmen und abends zusammen zu sitzen, zu erzählen oder gefrorene Himbeeren in Prosecco zu versenken. Wohltuendende Spaziergänge durch Feld und Wald bei Sonne, Wind und Wolken mit lieben Menschen taten der ratternden Seele gut. Das Ankommen hier brauchte trotzdem ein paar Tage und war überschattet von einem kränkelnden Junior und den Nachrichten aus China. Das hatte ich mir eigentlich anders ausgemalt. Aber die Hauptsache ist, dass wir jetzt alle wieder gesund und fit sind!

 

Ich grüße dieses Mal ganz herzlich aus Oberbayern und wünsche ein gutes neues Jahr der Metall-Ratte!

Xīn Nián Kuài Lè  - 新年快乐! die Gatzingerin