· 

Unser 7. Monat

Unser 7. Monat steht unter dem Motto "Coronavirus". Unser 7. Monat war schon wieder ein zerrissener Monat, den wir entgegen unserer eigentlichen Planung halb in Deutschland und halb in China verbracht haben.

 

Für meinen Kopf war es ein sehr aufreibender Monat mit viel zu vielen Gedankenspielen und Hin&Her in meinem Inneren. Als es in China immer schlimmer wurde und Wuhan abgeriegelt wurde, waren wir zufällig gerade für die Ferien nach Deutschland geflogen. Dann stabilisierte sich die Lage in Shanghai aber wieder und wir sind nach reiflicher Überlegung zurück geflogen. Das hat sich als gute Entscheidung für uns heraus kristallisiert, denn hier entspannt es sich zunehmend und so sind wir bereit für den Schulstart - wann auch immer der sein wird. Jetzt am Ende des Monats beobachten wir besorgt, wie sich das Coronavirus immer stärker in Europa und auch in Deutschland ausbreitet. Das macht uns natürlich etwas Sorgen, aber es war zu erwarten.

 

In diesem Monat sind viele neue Dinge auf uns zugekommen, die wir uns alle nicht ausgesucht haben, denen wir uns aber nicht entziehen konnten. Die hat uns das Leben einfach vor die Nase gesetzt und wir müssen sie nun abarbeiten. La Vida! Das Leben ist halt keine Rosinenpickerei und das ist auch ok so. Woran sollten wir denn sonst wachsen und uns weiter entwickeln?

 

Da wäre zum Beispiel die aktuelle Schulsituation. Zuvor haben wir uns nie mit dem Thema homeschooling beschäftigt. Ich habe zwar über diverse alternative Schulangebote nachgedacht, aber homeschooling war nie unter meinen Favoriten. Jetzt haben wir bereits einen ganzen Monat "Schule dahoam" hinter uns und ich muss sagen, dass es eigentlich ganz gut klappt. Das Hirn des Juniors funktioniert Gott sei Dank recht gut und zuverlässig. und er erledigt die meisten Aufgaben zügig und selbständig. Zwei Mal hat er sich sogar einen freien Freitag erarbeitet, worauf er zu Recht sehr stolz war. Es gibt aber auch immer wieder Momente in denen es zwischen uns Stress gibt, denn ich bin jeden Tag irgendwie mit eingebunden und als Ansprechperson gefragt. Das klappt nicht immer gut. Logo! Wir würden uns dann kurzzeitig gerne beide an die Gurgel gehen, einer muss vielleicht mal den Raum verlassen, aber im Großen und Ganzen bin ich recht zufrieden, wie es bei uns abläuft. Wer mich aber mindestens ebenso oft auf die Palme bringt, ist der KlassenElternChat. Wow. Da wird viel zu viel gemeckert und gejammert, anstatt einfach mal tief durchzuatmen und weiter zu machen. Bevor man den bösen Lehrern oder gleich der unfähigen Schule die Schuld an was auch immer gibt, sollte man teilweise die Arbeitsblätter in Ruhe durch lesen, vielleicht eine Scan-App auf's Handy laden oder auch einfach mal einen Drucker kaufen. Das sollte drin sein im Budget eines jeden Expats...! Vielleicht muss man diese ungewöhnliche Situation auch einfach mal annehmen, wie sie ist und versuchen das Beste draus zu machen anstatt auf hohem Niveau vor Unglück zu zerfließen. Verwöhnte Expat-Bande. Mindestens einmal die Woche kommt eine UpDate-eMail der Schulleitung, in der aber meist nur drin steht, dass es immer noch kein konkretes Datum für den Schulstart gibt. Ich persönlich rechne mit Ende März, lasse mich aber gerne mit einem früheren Termin überraschen. Das bedeutet, wir haben jetzt ungefähr Halbzeit. Puh! An dem Tag, an dem die Schule tatsächlich ihre Pforten wieder öffnet, werde ich wahrscheinlich eine Flasche Prosecco öffnen und mit den anderen Eltern im Compound Freude strahlend anstoßen.

 

Der Gatzinger sitzt ebenso den ganzen Monat im Homeoffice und nach anfänglichen Schwierigkeiten, hat er sich mittlerweile ganz gut in die Situation eingefunden und arbeitet vielleicht sogar mehr als sonst. Er hat den Schreibtisch mit Gartenblick in Beschlag genommen, die Kaffeemaschine ächzt und stöhnt vor lauter Arbeit und meist sitzt er dort vor seinem Computer, das Headset auf dem Kopf und ist am telefonieren. Wenn er Pause hat, spielt er mit dem Sohnemann Federball oder geht eine Runde mit dem Hund durch den Compound oder er macht sich den nächsten Cappucchino. Läuft also!

 

Welche Rolle bleibt mir in diesen Wochen? Ich bin Mutter, Ayi, Hundetante, Gärtnerin, Köchin und ich selbst in einer Person. Irgendwie wusel ich zwischen meinen beiden Schreibtischtätern herum, sichere die Versorgungslage und versuche die Wohnung sauber zu halten. Manchmal fehlt mir ein bisi Zeit, die ich nur für mich selbst habe. Manchmal wäre ich gerne einen Nachmittag oder Abend ganz alleine daheim, was aber gerade nicht möglich ist. Ich bemühe mich, wenigstens kurze Zeitfenster für mich selbst zu schaffen, wo ich mich in der Nachbarschaft herumtreibe, mit einem Buch auf dem Sofa liege oder in Ruhe am Tisch sitze und meinen Tee trinke. Das gelingt mal mehr und mal weniger gut. Ich werde mich auf jeden Fall sehr freuen, wenn wir unseren Alltag mit Schule und Büro zurück haben und ich wieder mehr Zeit für mich haben kann.

 

Andererseits haben wir in diesem Monat wirklich viel Zeit gemeinsam als Familie verbracht, was insgesamt echt gut funktiniert hat. Es war zwischendurch immer wieder Zeit für Federball, Halma, Kniffel, Raufen, gemeinsame Gartenarbeit und Spaziergänge. Wir stehen das gemeinsam durch und das gibt mir ein gutes Gefühl! Schön dass es uns gibt!

 

Das war unser Februar!

Liebe Grüße in alle Welt und passt auf euch auf!

die Gatzingerin