· 

Alternativen

Höre ich mich um, bei den Menschen mit denen ich hier zusammen komme, dann mehren sich die Gedanken und Zweifel und bei manchen auch Ängste und Sorgen bezüglich der Sommerferien. Eigentlich wollten wohl so ziemlich alle entweder in den Urlaub fliegen oder auf einen langen Besuch in die Heimat reisen oder auch beides zusammen. Durch die von China verhängte Einreisesperre für alle Nicht-Chinesen wackeln all diese Pläne. Keiner weiß, wie lange diese neue Regel gelten wird. Keiner weiß, wann da eine neue Entscheidung gefällt wird. Das macht einigen Menschen mehr und anderen weniger zu schaffen, aber ich treffe momentan niemanden, der sich nicht mit dieser Situation auseinandersetzt. Wir natürlich auch.

 

Unsere eigentlichen Familien-Urlaubspläne für den Sommer haben wir schon abgeschrieben, die Buchung der Unterkünfte storniert. Die Flüge werden wohl in einen Reisegutschein umgeschrieben. Das ist alles ok, das finde ich nicht weiter tragisch.

Wir wollten aber auch, zumindest der Junior und ich, 4 Wochen in Deutschland sein. Wir wollten im Ammersee baden, mit dem Radl über die Felder fahren, den Opa im Garten besuchen, ein paar Tage bei der Oma bleiben, Freunde im hohen Norden treffen, vielleicht in die Ostsee hüpfen, mein Patenkind oder besser Paten-Teenie endlich mal wieder persönlich sehen und zuhören, was er zu berichten hat und wie er die ganze Situation rund um Corona so erlebt. Vielleicht wäre es möglich gewesen, beim Strassenfest mit den Nachbarn anzustoßen oder auf der italienischen Nacht im Schloßpark zu tanzen. Vielleicht einen Berg besteigen und vor einer gemütlichen Hütte ein Weißbier trinken. Wir wollten möglichst viel im Garten beim Pfirsichbaum mit den Freunden sitzen, erzählen und gemeinsam was Feines trinken, vielleicht dazu den Grill anschmeißen. Ich habe mich auf ein paar Stunden im Biergarten meines liebsten Bioladens gefreut, um dort mit den Kolleginnen und lieben Kunden zu erzählen. Der Junior wollte natürlich auch seine Freunde treffen, mit ihnen Fussball spielen, mit dem Radl durchs Dorf fahren und und und... Was man im Sommer eben so macht. Lauter schöne, unspektakuläre Dinge.

 

Ich habe die Hoffnung auch noch nicht ganz aufgegeben, dass das nicht doch noch in irgendeiner Form stattfinden kann. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Aber nicht nur die Situation in China ist reisetechnisch ungewiss, auch in Deutschland kann ich null einschätzen, wie es im Juli mit der Quarantäne für Einreisende aussieht und ob ich wie sonst einfach in den ICE steigen und gen Hannover, Hamburg oder Berlin fahren kann. Keiner weiß, wie die Lage sein wird. Noch sind unsere Flüge bestätigt. Noch haben wir gut 2 Monate bis zum eigentlichen Abflug. Aber....

 

Wir haben uns aufgrund all dieser ABER-Gedanken im Kopf am Wochenende mal hingesetzt und eine Alternative gebastelt. Was wollen wir hier im Land sehen? Welche Gegenden interessieren uns? Welche Verkehrsmittel können wir uns vorstellen? China bietet ja wahnsinnig viel Potential an verschiedenen Klimazonen, Vegetationszonen, Höhenstufen. Wir haben uns also einen Plan B zurecht gelegt und arbeiten den jetzt mal aus. Wir werden auf jeden Fall gleich zu Beginn der Ferien 3 Wochen zusammen unterwegs sein. Denn so besteht für den Junior und mich immer noch die Möglichkeit im Anschluss an den gemeinsamen China-Trip in einen Flieger nach Deutschland zu steigen. Sollten sich die Reise-Bestimmungen also kurzfristig lockern, hätten wir immer noch 3 oder 4 Wochen Zeit für unseren Besuch dahoam!

 

Das sind schöne Aussichten in diesen reise-technisch grauen Zeiten. Damit kann ich sehr gut leben. Unser Plan B hat das Zeug zu einen tollen, spannenden Urlaub und ist viel mehr als nur ein Notnagel. Die Krönung wäre natürlich, wenn wir im Anschluss an die Reise auch noch 4 Wochen in Deutschland sein könnten. Das wäre die best-off-Version des Sommers. Ich lass mich einfach überraschen und freu mich auf den Sommer 2020 - wie auch immer er aussehen wird.

 

Herzliche Grüße an Dahoam! Ich denke wirklich oft an euch.

die Gatzingerin