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Unser 9. Monat

April, April, der macht, was er will...

Irgendwie ist dieser April nur so an mir vorbei gerauscht. Einerseits haben wir einiges erlebt und unternommen, andererseits erscheinen mir die meisten Tage im Rückblick eher gleichförmig. Dabei hatte der April wirklich einiges zu bieten.

 

Zu Beginn wartete die zweite Hälfte der Osterferien. Hier und da ein kleiner Ausflug, ein Besuch bei Freunden. Dann stand für uns irgendwie überraschend Ostern vor der Tür. Hups... Das geht hier im Land so unter. An Weihnachten wird man hier konsum-mäßig überall erinnert: Kauf dies, schmück das, iss jenes! Aber Ostern existiert in China nicht. Eier färben steht bei uns auch nicht auf dem Programm, denn niemand in diesem Haushalt mag kalte, gekochte Eier essen. Am Samstag vor Ostern machten der Gatzinger und ich uns noch schnell auf die Suche nach dem Schoko-Hasen und bunten Eiern, aber da waren wir entweder zu spät oder es hat nie welche gegeben,. Aber andere kleine Leckereien lassen sich auch gut verstecken und haben ihren Zweck ebenso erfüllt. Dazu ein kleines, stets beliebtes Etwas von Lego und fertig war das Oster-Shopping. Auch wenn der Junior nun schon fast 11 Jahre alt ist, besteht er darauf, dass die kleinen Geschenke im Garten versteckt und gesucht werden müssen und ehrlich gesagt, gehört es für mich auch immer noch dazu. Ich kann mich erinnern, dass ich selbst bereits älter als 20 war und mit Freunden in der Rhön immer noch Ostereier gesucht habe und anschließend ging es los auf eine Wanderung über Stock und Stein zur E-Hütte. Wunderbare Oster-Erinnerungen...

 

Die Ferientage haben sowohl der Junior als auch ich sehr genossen. Nichtsdestotrotz (was ein Wort...) folgten auf die schönen freien Tage bis dato noch weitere 3 Wochen Homeschooling. Was soll ich sagen? Die Luft ist raus, es ist mehr Pflicht als Spaß und Freude, aber wir haben es geschafft. Es wurde (auf beiden Seiten) mal ein wenig gezetert und gewütet, aber auch teilweise wirklich gut und schnell gearbeitet und am Freitag war immer alles geschafft und hochgeladen, so dass das Wochenende für Verabredungen und andere schöne Dinge genutzt werden konnte. Und die gute Nachricht ist, dass ein Ende des Homeschoolings in Aussicht steht.

Da der Gitarrenlehrer vom Junior leider auch nicht in Shanghai sondern noch in Taiwan ist, findet der Gitarrenunterricht nun auch per Zoom statt und es scheint ganz gut zu klappen. Offline wäre sicher besser, aber lieber so als gar nicht, sagt der Junior.

 

Der April war wie in Deutschland manchmal kalt und windig, manchmal schon sommerlich warm und insgesamt sehr trocken. Das Gartensofa auf der Terasse wurde gerne genutzt, sowohl für Schularbeiten und Zoom-Meetings als auch zum Tee trinken und lesen. Die Luft war meist ok, aber selten wirklich gut. Bei den lauen Temperaturen macht das Roller fahren wieder richtig Spaß. Die Heizung haben wir ausgeschaltet. Winterschuhe und dicke Jacken weg geräumt.

 

Mitte des Monats sind wir in Erinnerungen geschwelgt: Vor einem Jahr war unser Look & See-Trip. Das erste Mal Asien. Das erste Mal China. Eine Reise in unser mögliches zukünftiges Zuhause auf Zeit. Wie aufregend, spannend und ungewohnt so viele Dinge mir damals erschienen sind, so vertraut und normal sind sie heute, ein Jahr später geworden. Wir sind wirklich froh, diesen Schritt gemeinsam gewagt zu haben und uns auf dieses doch so andere Land eingelassen zu haben.

 

Mein Garten. Er wächst und gedeiht. Er profitiert von den Corona-Zeiten, da er mehr Aufmerksam bekommt als zuvor. Ich konnte Mangold, Radieschen, die ersten Mini-Gurken und Rukola ernten. Karotten, Zwiebeln, Erbsen, Zucchini, Paprika, Chili und Tomaten wachsen. Ich bin gespannt, ob das Gemüse mit dem heißen und feuchten Sommer hier klar kommt. Wenn ich gerade im Garten sitze, habe ich manches Mal fast Kopfschmerzen vom intensiven Duft der Citrusblüten. Besonders die großen Blüten der Pomelo sind der Wahnsinn. Ein paar Blumen hab ich ausgesät und gepflanzt, aber zu meinem großen Entsetzen musste ich feststellen, dass sich unser schwarzes Hundetier über einige meiner Blütenköpfe hermacht und diese vor meinen Augen genüsslich vertilgt. Grrrr. Am meisten habe ich mich in meine 3 großen Wasserbottiche mit den Seerosen darin verliebt. Die blühen mittlerweile in weiß, hellrosa und dunkelrosa und sind wunderschön. Eine Augenweide.

 

Zu diesem April gehören aber auch blöde Gedanken. Gedanken an den Todestag von meinem Papa. Das ist nun schon unglaubliche 8 Jahre her und es macht mich immer noch traurig, wenn ich daran denke, was er alles verpasst hat. Damit meine ich natürlich nicht die wilden Corona-Zeiten, sondern eher die fehlende Zeit, seine Enkel aufwachsen zu sehen. Dazu kommen noch Sorgen um andere liebe Menschen in Deutschland. In solchen Momenten wird uns dann bewusst, wie die momentan geltenden Reisebeschränkungen uns im Wege stehen und wir fühlen uns weiter weg als vorher. Jetzt können wir nicht schnell mal eben einen Flug buchen und zu unseren Lieben in der Heimat fliegen und das macht uns zu schaffen. Jetzt merken wir alle, wie es ist, wenn die persönliche Freiheit eingeschränkt ist.

 

Der April endete gestern mit einem heißen Sommertag, 34 Grad im Schatten und einem ordentlichen Gewitterregen in der Nacht. Der Frühling scheint vorbei zu sein. Weiter geht's... Willkommen Mai!

 

Liebe Grüße, die Gatzingerin