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Das war's!

Heute ist es soweit. Der letzte Homeschooling-Tag liegt hinter uns. 13 Wochen Schule dahoam. 13 Wochen klingen für mich gar nicht so lang - einerseits! Wenn ich aber denke, dass der Junior am 23. Januar das letzte Mal seine Schule von innen gesehen hat, dann ist das gefühlt wahnsinnig lange her. Januar... da waren wir doch noch mitten im Winter. Und jetzt ist schon Sommer mit den ersten heißen und schwülen Tagen. Diese fast 4 Monate waren unterteilt in eine Woche Chinese New Year Ferien, gefolgt von 3 Wochen homeschooling in Deutschland und weiteren 5 in Shanghai. Eine notwendige Unterbrechung brachten die 2 Wochen Osterferien mit sich. Weitere 5 Wochen homeschooling folgten noch und nun ist es anscheinend vollbracht. Unfassbar.

 

Was eine Meisterleistung! Damit meine ich nicht, dass alle Aufgaben immer perfekt und absolut zufriedenstellend erledigt wurden. Nein. Aber bis auf eine einzige Kunstaufgabe mittendrin hat der Junior es tatsächlich geschafft, hinter jeden Auftrag einen Haken zu setzen. In den ersten Wochen hat er seine Sachen meist motiviert und mit Schwung und Elan erledigt. Am Schluss wurde die Motivation ein zunehmend großes Problem und es erforderte gutes Zureden und viel Unterstützung meinerseits, dass er trotzdem am Ball geblieben ist. Wir haben unsab und zu angemault und angemeckert, in seltenen Fällen auch mal angeschrien, aber am Abend waren wir spätestens wieder versöhnt. An manchen Tagen wurde fast nix geschafft, da lief es am frühen Morgen schon nicht. Andere Tage waren unverhofft produktiv, ein Fach nach dem anderen konnte eingescannt und hochgeladen werden und am Ende des Tages saß ein hochzufriedenes Kind beim Abendessen am Tisch. GZSZ.

 

Gestern habe ich den Junior gefragt, wo er denn aus seiner Sicht am meisten gelernt hat in den letzten Wochen. Die Antwort war MINT, also Informatik, der Umgang mit dem Computer. Da muss ich ihm auf jeden Fall zustimmen. Die Arbeit mit dem Rechner gehörte irgendwie in jedem Fach dazu: Ausdrucken, schreiben, Tabellen erstellen, runterladen, hochladen, recherchieren, PowerPoint, Word, ...!

Gelitten hat in den vergangenen Wochen am meisten seine Handschrift. Meine Meinung! Wann immer es ihm möglich war, hat er seine Texte am Rechner geschrieben, gerne bunt coloriert und dann ausgedruckt und abgeheftet. Handschriftliches Arbeiten? Nur wenn es unvermeidbar war. Nun denn. Mir war und ist es wurscht - hauptsache die Aufgaben waren erledigt.

 

Und was kam zu kurz im Homeschooling? Was fehlt den Kids besonders stark? Da würde ich ganz klar "die Gemeinschaft" sagen. Das Miteinander im Klassenzimmer: Schüler, Lehrer, Jungs und Mädels. Gemeinsam an Aufgaben tüfteln. Sich in Kunst Inspirationen bei den anderen Kindern holen. Direkte Rückmeldungen von den Lehrern bekommen und Fragen zu unklaren Aufgaben stellen können. In den Pausen zusammen durch die Gänge und über den Schulhof flitzen, Fussball spielen, lachen. Das alles macht Schule aus. Das alles ist in den vergangenen Wochen viel zu kurz gekommen.

Selbst wenn die Schule in den 6 Wochen bis zu den Sommerferien durch die vielen neuen Corona-Regeln eine andere, weniger lockere Veranstaltung sein wird, so bin ich mir sicher, dass es den Kids gut tut, endlich wieder gemeinsam im Klassenzimmer zu sitzen und zu lernen.

 

Und ich? Ich freue mich. Ich werde Montag Morgen mit ein paar ebenso glücklichen Damen eine Flasche Prosecco aufmachen. Die erste seit langer Zeit. Aber es gibt ja wirklich was zu feiern. Ich freue mich auf die 6 Wochen bis zu den Ferien, auf die freien Stunden bis zum Nachmmittag, in denen ich mich wieder mal alleine in der Stadt herum treiben  und Neues entdecken kann. Ich freue mich, den Job der Aushilfslehrerin, den ich wohl eher mittelmäßig erledigt habe, los zu sein. Ich freue mich, nicht mehr der Antreiber und Motivator für meinen Sohn sein zu müssen - maximal für die Hausaufgaben. Ansonsten kann ich einfach nur wieder seine Mama sein. Ich werde diese Stunden, in denen ich nur ICH selbst bin, in meiner Vorstellung sehr genießen. Vielleicht werde ich aber auch erst mal nicht so spontan was mit mir anzufangen wissen? Vielleicht fällt mir auch zu Beginn die Decke auf den Kopf? Keine Ahnung.

 

Es gab nicht nur schlechte Momente. Es gab sogar viele schöne Momente, mehr schöne als schlechte. Gemeinsame Momente. Tage ohne Zoom-Meetings, wo wir auch mal blau gemacht haben und das leere Museum fast für uns alleine hatten. Tage mit einem späten Frühstück mit Rührei wie am Wochenende. Wir haben wirklich versucht, uns diese Ausnahmezeit möglichst schön zu gestalten. Ich finde, wir haben das insgesamt gut gemeinsam geschafft. Zu Beginn, als der Gatzinger auch noch im Homeoffice war, zu dritt und dann der Junior uns ich zu zweit. 

 

Diese Woche hatte der Junior seinen 11. Geburtstag. Heute hat er seine Freunde zu einer Übernachtungsparty eingeladen. Pizza, Kuchen, Filme, Tischtennis, Basketball, quatschen, Chips,... und das alles wahrscheinlich bis spät in die Nacht. Es wird vielleicht nicht nur eine Geburtstagsfeier, es wird auch eine Feier zum Ende des Homeschoolings werden. Sie haben es sich verdient. Genauso wie wir Eltern den Prosecco am Montag ;-)

 

Es war anstrengend. Es war schön. Es ist gut, dass es vorbei ist.

Auf einen guten Start der Schule2.0 am Montag. Ich bin gespannt, was der Junior berichtet.

 

Herzlichst, die Gatzingerin