· 

Unser 10. Monat

Der Wonnemonat Mai ist rum. Er begann mit ein paar freien Mai-Feiertagen, lief weiter im homeschooling-Modus und endete im lang ersehnten offline-Schulmodus. Ein schöner Monat war es insgesamt, hatte aber seine Schatten- und Sonnenseiten. Die letzten 2 Wochen Homeschooling wurden hier bei uns sehr minimalistisch abgehandelt. Keiner von uns hatte mehr viel Energie dafür zur Verfügung. Es gab Tage im Museum, Tage mit Freunden, Übernachtungen, zwei schöne Partys, Sonne und Regen, Sommertage mit geöffneten Fenstern und guter Luft und andere Tage mit geschlossenen Fenstern und mieser Luft.

 

Ein Highlight war natürlich der Geburtstag vom Junior. 11 Jahre ist der Kerl schon alt. Wahnsinn. Wenn ich immer mal wieder aktuelle Fotos nach Deutschland schicke, kommt von vielen ein erstauntes "boah, ist der groß geworden!" zurück. Kennt man ja eigentlich selbst von Früher, wenn die Tante mal wieder zu Besuch war. Aber es stimmt in diesem Fall total, allerdings eher bezogen auf die innere Größe, denn es sind äußerlich nur 2 cm dazugekommen. Aber er wirkt ganz anders als noch vor einem Jahr. Das kindliche Etwas ist verschwunden, sowohl im Gesicht als auch in seinem Wesen. Jetzt haben wir einen Halb-Teenie bei uns wohnen. Das ist neu und auch für uns manchmal eine kleine Herausforderung. Es erfordert eine andere Ansprache, einen anderen Umgang. Sachen und Aktionen, die früher witzig waren, findet er jetzt peinlich und er schaut mich nur kopfschüttelnd an. Aber er ist ein wunderbarer, harmloser Halb-Teenie und das darf gerne so bleiben. Zwei richtig gute Freunde hat er hier gefunden und sie funktionieren sogar zu dritt ganz easy. Gott sei Dank sind seine Kumpels auch erst seit letztem Sommer in der Stadt. So haben sie hier noch eine längere gemeinsame Zeit vor sich, die sie auf dem Trampolin, beim Fussball, mit gemeinsamen Hausaufgaben und ständigen Übernachtungen hier, da oder dort füllen können.

 

Mit dem Start der Schule im offline-Modus hat sich unser Rhythmus wieder normalisiert. Der Wecker schmeißt uns alle früh raus. Ich schwing mich morgens auf mein Radl und fahre mit zur Schule, gehe wieder regelmäßig zum Sport und der Chinesisch Unterricht startet auch wieder. Ich genieße die Stunden alleine zu Hause, wo niemand etwas von mir will. Ein Streifzug durch die Stadt, eine Runde mit dem Hund, ein Buch, ein Mittagessen mit einer Freundin oder auch mal gar nichts,... je nachdem wonach mir der Sinn steht. Das tut gut. Das weiß ich sehr zu schätzen; jetzt noch mehr als vor Corona.

 

Die Verlängerung unserer Visa stand in diesem Monat auf dem Plan. Das erste Jahr ist fast rum. Es ist immer ein etwas seltsames Gefühl, die Pässe aus der Hand zu geben, aber es ging dieses Mal wirklich schnell und nach nur 10 Tagen hatten wir sie inklusive neuem Visum zurück. Wir dürfen ein weiteres Jahr bleiben. Momentan müssen wir ja auch irgendwie bleiben...! An der Einreisesperre hat sich nichts geändert. Wir dürfen das Land verlassen, aber dann nicht mehr zurück. Mittlerweile sind auch unsere ursprünglich geplanten Flüge nach Deutschland für den Sommer von der Lufthansa storniert worden. Damit habe ich zwar schon gerechnet, aber ein klitzekleiner Funke Hoffnung scheint noch in mir gewesen zu sein, ansonsten hätte mich die Flug-Stornierung nicht so ins Herz getroffen. Ich trauer den verpassten Treffen mit Freunden, Familie und Nachbarn hinterher. Nichtsdestotrotz (ein tolles Wort) machen wir uns jetzt konkret an unsere PlanB-Urlaubsplanung in China. Ich brauche eine neue Vorfreude! Dringend.

 

In unserem Garten steht seit 2 Wochen ein großes Trampolin. Darunter ein hin-und-her Rasensprenger und so findet man den Junior, wenn er denn daheim ist, meistens nass im Garten. Ich habe es auch schon ausprobiert und an heißen Sommertagen ist das wirklich eine herrliche Erfrischung. Gurken, Karotten, Erbsen und Bohnen können schon geerntet werden. Tomaten, Chili, Paprika und Auberginen wachsen fleißig. Das Unkraut auch.

 

"Das was man am wenigsten haben kann, hat man am liebsten!"  - wer hat das so oder so ähnlich noch mal gesagt?

Ich sende herzliche Grüße nach Deutschland. I miss you!

 

die Gatzingerin