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kleine Auszeit

Im dritten Anlauf hat es endlich geklappt und nichts ist uns mehr in die Quere gekommen. Das erste Mal reisen, das erste Mal die Stadtgrenzen Shanghais verlassen seit Mitte Februar. Ich war tatsächlich etwas aufgeregt, als wir zum Flughafen gefahren sind, wie es wohl werden würde mit all den Kontrollen der grünen Health-Codes und den ständigen Temperaturchecks. Wir hatten extra viel Zeit eingeplant, was aber im Endeffekt gar nicht nötig gewesen ist. Alles lief wie am Schnürchen, war super organisiert und so kamen wir viel zu früh an unserem Abflug-Gate an.

Der Flug war ruhig und kürzer als erwartet und so war schnell Hainan und das Meer in Sicht.

 

Wir hatten uns bewusst ein abseits des Gewusels liegendes Hotel am Rande der Yalong Bay ausgesucht und das war eine gute Entscheidung. Dadurch, dass die chinesischen Schulen mittlerweile auch Ferien haben, war nämlich gerade Hochsaison und vieles dementsprechend voll. In dieser Woche Urlaub habe ich das Hotel nicht ein einziges mal verlassen. Keiner von uns. Kein Bedarf. Wir waren faul, haben viel im Pool oder Meer gebadet, gelesen, Uno gespielt und uns vom netten, deutschen Chefkoch viele gute Dinge servieren lassen. Saulecker war es! Die ersten Tage war es sonnig mit blauem Himmel und wenn man wie ich zu blöd ist und davon ausgeht, dass die Sonnencreme wasserfest ist, was aber leider nicht der Fall war, dann ist man nicht böse, wenn im Laufe der Woche ein paar mehr Wolken am Himmel daher kommen.

 

Am Samstag hätten wir eigentlich schon wieder zurück nach Shanghai fliegen sollen, aber ein kleiner Tropensturm war im Anmarsch und da wir keine Lust hatten auf unbestimmte Zeit am Flughafen auf unseren Abflug zu warten, haben wir noch einen Tag verlängert. Ein Tag mit Regen, WInd und Wolken bei angenehmen Temperaturen und Harry Potter im Fernsehen.

Wir haben zwar Urlaub in China gemacht, aber es war gefühlt trotzdem eine kleine Auszeit vom wuseligen, oft chaotischen China und das habe ich sehr genossen. Es herrschte eine entspannte, ruhige Atmosphäre mit schöner Musik in einer tollen Umgebung. Nirgends ein Hauch von Animation oder Krach. Herrlich.

Am Sonntag dann die Rückkehr in die Realität. Kaum angekommen am Flughafen in Sanya herrschte wieder das üblche Chaos um uns herum. Manchmal komme ich mir vor wie auf einem lauten, überfüllten Kinderspielplatz. Welcome back to China. Wie kann ein so kleiner Flughafen bloß so durcheinander sein? Also wieder Maske auf, Green Codes hier, da und dort vorzeigen, Tempertur messen lassen und auf den Abflug warten.

 

Toll war, dass es an den Gates einen Außen-Wartebereich gab und zwar nicht nur für die Raucher. Dort konnte man seine Füße gegen ein kleines Entgeld in ein Wasserbecken tauchen und die alten Hautschuppen von kleinen Fischen abknabbern lassen. Oder es gab Baby-Fläschchen am Stiel zu kaufen, mit denen man die Koi-Karpfen in den beiden großen Wasserbecken füttern konnte. Haben wir zwar nicht gemacht, aber sehenswert war es allemal. Da stehen dann fröhliche Menschen am Rand der Wasserbecken und haben die wild umherschwimmenden, bunten Fische mit was auch immer für einer Flüssigkeit gefüttert. Soll Glück bringen... Oh China... Ich wunder mich über nix mehr und bin einfach nur staunender Betrachter der Welt um mich herum. Immer wieder tauchen Dinge auf, mit denen ich nie gerechnet hätte. Eine sehr lustige, letzte Erinnerung an Sanya.

 

Danke China für diese schönen, tropischen Tage am Meer. Wir haben es sehr genossen und sind froh, dass wir auch in diesen oft fremdbestimmten Pandemie-Zeiten an einen so schönen Ort reisen konnten. Ein anderes Mal haben wir vielleicht wieder mehr Lust, einige uns unbekannte Gegenden und Landschaften zu erkunden. Dieses Mal war uns nicht danach. Dieses Mal war uns nach einer ruhigen Auszeit. Eskapismus vom Feinsten.

 

Liebe Grüße, die Gatzingerin