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Back to School

Nach gut 8 Wochen Ferien hat hier bei uns in Shanghai diese Woche das neue Schuljahr begonnen. Lust hatte der Junior keine. Hinter ihm liegen tolle, lange Ferien, ausschlafen & rumsandeln und viele schöne Tage mit seinen Freunden. Wer mag da schon morgens um halb 7 seinen Wecker hören und bei über 30 Grad den Tag in der Schule verbringen? Ganz zu schweigen von den Hausaufgaben...

Nichtsdestotrotz.... am Mittwoch war der erste Schultag. 6. Klasse mittlerweile schon.

 

Wie zu erwarten war steht auch dieses Schuljahr weiterhin im Zeichen des Coronavirus und dementsprechenden Sonderregelungen. Damit können wir gut leben. Hauptsache die Schule findet offline im Klassenzimmer statt und nicht zu Hause. Wie sehen diese Regeln aus? Jede Familie, die gereist ist, muss ihre aktuellen grünen Gesundheitscodes und eine Erklärung, dass man nur in "low-risk-areas" innerhalb Chinas unterwegs war, per email vorab an die Schule schicken. Ist man aus dem Ausland frisch eingereist oder war in China in Corona-gefährdeten Gebieten unterwegs, muss ein Nachweis über eine 14-tägige Quarantäne und ein negativer Coronatest aller Familienmitglieder vorgelegt werden. Ansonsten wird der Zutritt zum Schulgelände verweigert.

Es muss jeden Morgen die Temperatur gemessen und auf einem Zettelchen notiert werden, dazu eine Bestätigung mit Unterschrift der Eltern, dass niemand Corona-Symptome hat und dass die QR-GesundheitsCodes grün sind. Der Zettel wird am Schuleingang eingesammelt. Danach noch einmal an der Wärmebildkamera vorbei und "schon" ist man drin. Weiterhin Maske tragen - logo. Nur im Klassenzimmer und auf dem Sportplatz ist Masken-freie Zone. Desinfektionsmittel steht überall bereit. Aber das war es auch schon, glaube ich. Reicht auch.

 

Der Junior hat einen neuen Klassenlehrer, da der alte von hier an die Deutsch Schule in Sao Paulo gewechselt ist. Leider. Der war super! Wer also überlegt, demnächst ein Auslandsjahr in Brasilien zu machen: Dort wartet ein klasse Sport- und Englischlehrer auf euch! Ihren neuen Klassenlehrer kennen die Kids schon aus der 5. Klasse und mit dem sind sie auch zufrieden. Leider sind noch nicht alle neuen Lehrkräfte in Shanghai angekommen, da die Einreisebestimmungen immer noch aufwändiger sind als zuvor. Einige sind noch in D, andere schon im Land, aber noch in Quarantäne. Beim Junior fehlen noch 3 Lehrer: Französisch, Deutsch und Englisch... die Stunden müssen nun von den bereits anwesenden Lehrkräften aufgefangen werden. Daher finden bis Anfang Oktober noch keine AGs statt und Englisch für Fortgeschrittene, der zweisprachige Unterricht in Geografie und Erdkunde entfällt und hier und da muss vorerst improvisiert werden. Aber alles im Rahmen. Ich wiederhole: Hauptsache Präsenzunterricht im Klassenzimmer.

 

Eltern dürfen die Schule nach wie vor nicht betreten. Daher musste der Junior sich seine fehlenden Schulhefte und Mappen, Stifte und anderen Kleinkram selbstständig im Schulshop kaufen. Hat wunderbar geklappt, nach 2 Anläufen waren alle Sachen vorhanden und von nun an wird er das also immer alleine machen - Corona hin oder her. Da kann (und sollte) Mutti ihre Füße still halten und den Nachwuchs einfach mal machen lassen.

 

Das Highlight der ersten Woche für den Junior war das spontane Fussballtraining, gefolgt von einem ersten Turnier am Samstag. Da wird dann auch nicht gemurrt, wenn am Wochenende um 6 Uhr der Wecker klingelt, weil der Bus schon um kurz nach 7 abfährt. Die Aussicht auf einen ganzen Tag neben und auf dem Fussballplatz konnte auch nicht durch einen Blick auf die Wettervorhersage getrübt werden: heiter bis wolkig bei bis zu 33 Grad. Puh! Als brave und interessierte Fussball-Eltern sind wir gegen Mittag dann natürlich noch zum Zuschauen und Anfeuern nach Pudong gefahren. Meckern und coachen vom Spielfeldrand sind nicht erlaubt. Dann wird der Trainer fuchsig. Für uns war die Sonne und die Temperaturen allerdings schon ein kleine Herausforderung. Belohnt wurden die Jungs für ihren Einsatz bei der Hitze mit einem 3. Platz von 8 Mannschaften, womit sie sehr zufreiden waren. Nach 8 Wochen ohne Training war das super, wenn man mal den Vergleich zu den beiden ersten Mannschaften ziehen will. Die beiden haben nämlich den ganzen Sommer durchgehend trainiert. Die rein chinesische Mannschaft stand 5 Tage pro Woche auf dem Platz, die von den Nationalitäten bunt gemischte Mannschaft immerhin 2 mal pro Woche. Da verschwimmt dann schon die Grenze zwischen Spaß und dem Anspruch auf Leistung... Kann man das bei 5 Trainingseinheiten die Woche eigentlich noch Ferien nennen?

 

So sah er also aus, unser Start in ein neues, besonderes Schuljahr. Ich bin froh, dass die Schule mit klaren Regeln im Klassenverband stattfinden kann und drücke beide Daumen, dass das bis Ende Juni 2021 auch so bleiben wird. Das einzige was die Kids schmerzhaft vermissen werden, ist die abgesagte Klassenfahrt im Oktober. Aber noch gibt es Hoffnung auf eine Lockerung diesbezüglich im Frühjahr und vielleicht können die Reisen dann nachgeholt werden. Nochmal Daumen drücken.

 

Auch bei mir geht morgen der Unterricht wieder los. Chinesisch HSK 2 steht auf dem Programm. Wir arbeiten auf eine Prüfung im Dezember hin und das sollte machbar sein. Jetzt muss ich aber noch schnell meine Hausaufgaben erledigen und ein wenig wiederholen. Auch ich war in den Ferien sehr faul... Aber ich freue mich über die wieder einkehrende Alltagsstruktur, die die Schule vorgibt und über etwas mehr Zeit, die ich allein für mich haben werde.

 

Liebe Grüße nach Deutschland. Euch drücke ich bezüglich der bevorstehenden oder auch gerade erfolgten Schulstarts ebenso die Daumen.

Zàijiàn - 再见 - Auf Wiedersehen sagt die Gatzingerin