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Mission Impossible III

In den Sommerferien haben wir überlegt, welche Ausflüge den Junior vielleicht aus seiner Teenie-Blase locken könnten.Dabei fiel das Stichwort "Mission Impossible III", der zu einem großen Teil hier in Shanghai und in der Wasserstadt Xitang gedreht wurde. Zur Motivation haben wir uns gemeinsam den Film angeschaut. Den fand der Junior auch ziemlich cool. Aber als ich dann einen Ausflug nach Xitang anregte, war die Antwort:"Nööö, da muss ich nicht hin, das ist mir zu langweilig." ....ok....

 

Bei Frau Nachbarin war es in etwa das gleiche in Grün, als sie ihre Kids gefragt hat, ob sie Lust hätten und so haben wir beschlossen, uns Xitang ohne die Kids anzuschauen, wenn alle wieder in der Schule sind. So sind wir diese Woche ohne Begleitung aufgebrochen. Da Xitang außerhalb der Provinzgrenzen von Shanghai liegt, dürften die Kids da momentan eh nicht hin, denn Schüler, Lehrer und Mitarbeiter der Schule dürfen unsere Provinz gerade nicht verlassen, ansonsten müssten sie 14 Tage warten, bis sie das Schulgelände wieder betreten dürfen. Anordnung von ganz oben.

 

Xitang liegt eine knappe Autostunde von uns entfernt. Man kommt an einem recht großen Parkplatz an, der erahnen lässt, wie voll es hier an manchen Tagen werden kann. Wir hatten aber Glück und es war nicht viel los. Das mag am Wochenende oder demnächst in der Golden Week ganz anders aussehen. Am Eingang wartete wieder das übliche Spiel aus Temperatur messen, via WeChat Mini-Programm registrieren mit Pass- und Telefonnummer, dann noch das Ticket kaufen und wir konnten starten. Ohne "big brother" läuft hier gar nix....

 

Wir sind dann 4 Stunden zu Fuss durch die malerischen Gassen gelaufen. Alte Häuser, teilweise toll restauriert, teilweise ziemlich abgerockt. Zahllose Stein-Brücken, aber wir konnten nicht diejenige ausmachen, über die Tom Cruise seinerzeit gerannt ist. Ausflugsboote, die chinesische Touristen durch die Kanäle geschippert haben. Wir konnten kleine Tempel und Gärten besichtigen und durch beeindruckende historische Wohnhäuser mit zahlreichen Innenhöfen und Mini-Gärtchen schlendern. Die Gassen waren voll mit Restaurants, Teestuben, kleinen Fress-Buden, Touri-Souvenir-Shops, Handwerkskunst und Nippes. In einer Strasse reihte sich ein Partylokal an das andere; da geht wahrscheinlich abends oder am Wochenende die Post ab. Vor einem Lokal waren 2 Lamas (oder Alpackas?) angebunden, wie die Pferde vor den Saloons im Wilden Westen. Sehr befremdlich. Glücklich wirkten die Tiere nicht, aber ich weiß auch nicht wie ein zufriedenes Lama oder Alpacka aussieht. Viele Läden waren aber nach wie vor geschlossen und haben wahrscheinlich die Corona-Krise nicht überlebt.

 

Insgesamt ist Xitang (zumindest unter der Woche) ein sehr entspanntes, sehenswertes Örtchen. Es bietet unendlich viele Motive, an denen mein Blick und meine Kamera-Linse hängen geblieben sind. Irgendwie ging es entlang der kleinen Kanäle sehr gemütlich zu und ich habe mir immer wieder versucht vorzustellen, wie das Leben hier früher wohl mal gewesen sein kann. Natürlich mit einer leicht romantisierenden Brille... Ein bisi wie im Bilderbuch-China meiner Phantasie früher. Ein bisi auch wie das chinesische Venedig mit weniger Touristen und ohne teure Cafés am Markusplatz.

Völlig durchgeschwitzt nach 4 Stunden spazieren und bewundern bei gut 30 Grad und mit leicht schmerzenden Füßen sind wir ganz beseelt von diesem sehr schönen Ausflug zurück nach Shanghai gefahren. Ich möchte da gerne noch einmal hin und zwar abends, wenn es dunkel ist und die Gassen, Kanäle und Häuser ganz wunderschön und bunt beleuchtet sein sollen. Vielleicht ja mit dem Gatzinger so ganz ramontisch-romantisch...

 

Heute regnet es und bei nur noch 25 Grad draußen kommt es mir fast ein wenig kühl vor.

Ich habe endlich wieder Lust auf meinen Tee.

 

spätsommerliche Grüße,

die Gatzingerin