Jetzt ist das Lotterleben schon wieder vorbei und alle sind zurück in ihrem Alltag. Wir sind brav wie von Oben angeordnet zu Hause geblieben und haben uns hier in der Stadt ein paar schöne Tage gemacht. Wir waren alleine oder mit Freunden unterwegs und haben dabei ein paar uns bisher unbekannte Ecken erkundet.
Am WESTBUND kann man gemütlich am Huangpu entlang laufen. Ich liebe es immer besonders, dem oft recht dichten Verkehr der Binnenschiffe auf dem FLuss zuzusehen. Teilweise sind sie so beladen, dass ich das Gefühl habe, sie müssten jeden Moment absaufen. Da ich mit direktem Blick auf die Weser aufgewachsen bin, kommt dabei immer so etwas wie ein schönes Heimatgefühl auf. Auch den Kids wird es dort am Westbund nicht langweilig. Es gibt eine Kletterwand, einige Rampen für Roller, Fahrräder und Skateboards und generell viel Platz zum Rumflitzen. Besonders haben mir die kleinen chinesischen Kids gefallen, die mit Popo-Rutschern die kleinen Rampen runtergerutscht sind. Da behaupte noch jemand, man braucht unbedingt Schnee zum Rodeln. Sie hatten auf jeden Fall viel Spaß, wurden von unseren Kids allerdings nur kopfschüttelnd belächelt.
Mich zieht es irgendwann noch einmal alleine Richtung Westbund. Dort wartet noch das Long-Museum auf meinen Besuch und ein paar Galerien und andere Schmuckstücke gibt es ebenso zu sehen. Das mache ich aber lieber einmal ohne Anhang und in meinem eigenen Tempo.
Durch den alten BOTANISCHEN GARTEN in der Stadt sind wir auch gelaufen. Der war nett, aber nicht berauschend. Einfach etwas in die Jahre gekommen. Aber es war weniger voll als erwartet und für ein kleines Picknick auf der Wiese war das Wetter noch perfekt. DIe Jungs haben Fussball gespielt und wir haben die Brautpaare beim Fotoshooting beobachtet.
Die klassischen Hochzeitsfotos werden in China schon lange vor der Hochzeit gemacht, damit sie zur eigentlichen Hochzeit fertig sind und von den Gästen gebührend bewundert werden können. Braut und Bräutigam sind dabei in Begleitung eines Fotografen und meist noch 2 weiterer Personen, sowie einem Koffer, der haufenweise Klamotten, Schuhe und Accesoires enthält. Dabei handelt es sich mindestens um ein weißes, klassisches Hochzeitskleid und ein schickes rotes Abendkleid. Es hat in diesem Fall auch nicht gestört, dass die Jungs im Hintergrund gekickt haben. Alles was auf den Fotos stören könnte, wird im Nachhinein weg retuschiert und hübsch gemacht. und es sieht wirklich lustig aus, wenn auf einer großen Wiese, zahlreiche Menschen auf ihren Picknickdecken sitzen, Kinder Federball oder Fussball spielen und dazu bis zu 3 Brautpaare gleichzeitig für ihre Hochzeitsbilder posieren. Geht nicht, gibt's nicht; das passt schon alles irgendwie zusammen.
Da die Luft gut und das Wetter bis auf 2 graue Tage noch sommerlich warm war, ist der Gatzinger recht viel Fahrrad gefahren, der Grill wurde des öfteren angeschmissen und die Jungs konnten sogar noch einmal im Garten eines Freundes zelten. So richtig mit Feuerschale, Stockbrot und Würstchen. Außerdem hatte ich meinen eigenen Feiertag, den ich klein, aber fein und ganz nach meinem Geschmack begangen habe. Eine besondere Freude machte mir meine kleine Nachbarin daheim in Deutschland. Das liebe Fräulein Schnecke ist nämlich mein wunderbarer Geburtstagszwilling und hat mir ein Video von ihrem zauberhaften "Geburtstagstanz nur für uns beide" geschickt und dazu eine so liebe Nachricht, dass ich erstmal ein paar Vermissungs-Tränen verdrücken musste.
Was für uns die Herbstferien sind, ist für die Chinesen die Golden Week und damit eine der wichtigsten Reisewochen des Landes. Dieses Jahr fiel sowohl das Mondfest als auch der Nationalfeiertag in diese Woche und halb China war im Land unterwegs. Auch Shanghai war in diesen Tagen ziemlich voll. Wir durften die Provinz Shanghai nicht verlassen, aber alle anderen durften zu uns - so fühlte es sich zumindest an. Nun denn...
Am letzten Ferientag war ich mit dem Junior in der Stadt. Es war noch einmal knapp 30 Grad warm und wir haben auf einer recht abgeranzten Dachterrasse mit tollem Blick auf die Skyline von Pudong Mittag gegessen und Resumée gezogen. Dabei haben wir mal wieder festgestellt, dass Ferien daheim wirklich schön sein können. Manchmal sogar viel erholsamer so ganz ohne Flughafen und Zeitverschiebung. Besonders der Junior hat es genossen, seine Tage relativ frei gestalten zu können und er hat gefühlt genauso viel Zeit mit seinen Freunden wie mit der Familie verbracht. Der Gatzinger und ich wären allerdings mal wieder bereit für eine kleine Reise, aber das muss wohl noch ein bisi warten.
Es grüßt euch die Gatzingerin
