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Unser 17. Monat

Wahnsinn - Der letzte Monat dieses verrückten Jahres ist vorbei. 2020 ist Geschichte. Alle Hoffnungen liegen auf 2021; welch große Bürde für ein Jahr, dass weltweit die Menschen hoffen, dass von nun an alles besser oder zumindest wieder "normal" wird - zumindest Corona-technisch. Ich persönlich denke, dass es noch eine ganze Weile dauern wird. Und von welchem "Normal" sprechen wir überhaupt? Schau'n wir mal.

 

Jetzt aber erst einmal zu unserem Dezember 2020. Der Monat war aufgeteilt in knapp 2 Wochen Schule und knapp 3 Wochen Ferien. Die letzten Schulwochen waren voll gestopft mit Klassenarbeiten, Weihnachtsfrühstück, Jingle-Bells-Run, einem ersten gemeinsamen Tag mit den Schülern der französichen 6ième und der großen Vorfreude auf die Ferien, auf Weihnachten. Den Abschluss bildete das gemeinsame Weihnachtssingen am letzten Schultag und danach stand ein bestens gelauntes Kind in der Haustür "FERIEN!".

 

Ansonsten gab es Anfang Dezember diverse kleine und größere Weihnachtsbasare, wo allerlei schöne DInge, aber auch sehr viel fragliches Weihnachts-Gedöns an schlendernde Ansammlungen von in der Regel nicht arbeitenden Expatfrauen verkauft werden sollten. Das schlimme daran? Ich war eine von ihnen, sicherlich nicht die wildeste Shoppingqueen, aber auch ich bin nicht mit leeren Taschen von dannen gezogen. Allerdings haben Frau Nachbarin und ich uns nach Erledigung der Einkäufe möglichst schnell wieder aus dem Staub gemacht, denn das viele "Merry Christmas - Frohe Weihnachten - BussiBussi - Blablubb" ist nun wirklich nicht mein Fall. Meine schönste Errungenschaft sind einige wunderschöne, weiche Furoshiki-Tücher in verschiedenen Größen und Mustern, die ihren Ursprung in Japan haben und als nachhaltiges Geschenkpapier dienen.

 

Auch der Gatzinger hatte 3 Wochen Urlaub - wohlverdient und wirklich nötig nach diesem privat und beruflich anstrengenden Jahr. Nachdem seit Ende November keine weiteren lokal übertragenen Corona-Fälle in Shanghai aufgetreten sind, konnten wir am ersten Ferienwochenende unbeschwert in den Flieger steigen und mit Freunden eine Woche Sommer, Sonne, Sonnenschein in einer kleinen Bucht auf Hainan genießen. Tolles Hotel, Strand, Meer und Pool. Ein sehr netter deutscher Chefkoch, der Kinderaugen zum Leuchten bringt. Das war herrlich und Groß und Klein haben ihre Akkus aufgeladen mit Sonnenenergie und viel Grün.

 

Zurück in Shanghai ging es dann schon stramm auf Weihnachten zu. Passend zum Fest waren die Clementinen am Bäumchen in unserem Garten reif. Im Gegensatz zu letztem Jahr (Gesamterntemenge: 1 Frucht) waren es heuer viele kleine Früchte mit gutem Geschmack, aber leider ziemlich vielen Kernen. Am besten sind sie als Saft zu genießen, da das Kerndl-Spucken nicht jedermanns Sache ist.

Einen Tag vor Heiligabend haben wir uns spontan überlegt, einen Busch vor der Terrasse weihnachtlich zu schmücken. In dem kleinen Laden unseres Vertrauens um die Ecke haben wir eine Ladung rote Kugeln in groß und klein und eine Lichterkette mitgenommen. Der Gatzinger wollte gleich 2 mitnehmen, ich nur eine... am Ende musste er noch einmal zu Lara und zwei weitere Lichterketten kaufen. Unser Weihnachtsgebüsch war anscheinend doch größer als gedacht. Der Junior war der Meinung, dass die Bescherung draußen stattfinden müsse, wenn der geschmückte Baum im Garten steht. Das Wetter hat mitgespielt und so saßen wir am 24.12. warm angezogen auf unserer Terrasse und haben im Angesicht des leuchtenden Baumes Bescherung gemacht. Es war gar nicht so kalt und eine Stunde konnte man es gut draußen aushalten, mit den Lieben in Deutschland telefonieren und Geschenke auspacken. Danach haben wir uns dann aber doch wieder zum Essen und Spielen in der warmen Bude verkrochen.

 

Am 2. Weihnachtstag hat der Gatzinger mal wieder zur Bierprobe geladen. Bereits zum dritten Mal. Es wurde selbstgebrautes Weißbier und ein dunkles Red Ale vom Braumeister kredenzt. Haus und Terrasse waren voll mit Kollegen, Nachbarn und Freunden. Würstchen vom Grill, Salate, hausgemachten Glühwein und Kuchen dazu. Das war ein wirklich schönes, unkompliziertes Beisammensein, wie ich es einfach gerne mag. Auch so kann Weihnachten aussehen. Ganz anders als wir es noch im Sommer erhofft hatten, aber trotzdem haben wir es uns schön gemacht.

 

Zum Jahresende kam noch eine Kaltfront mit viel WInd aus Nordchina zu uns nach Shanghai. Das Thermometer fiel innerhalb eines Tages von 16 Grad bis auf den Gefrierpunkt. Am späten Abend haben wir einige Schneeflocken bejubelt und morgens waren es -3°. Der Minusrekord seit wir in Shanghai sind. Unsere Glas-Terrasse ist komplett gefroren; sieht aus als könnten wir dort Schlittschuh laufen. Dazu scheint die Sonne und ein frostiger Wind weht weiter von Norden herunter.

 

Mit diesen Temperaturen und Sonnenschein werden wir das Jahr 2020 verabschieden. Es war Jahr voller Herausforderungen. Ein Jahr, das so ganz anders verlaufen ist als wir es Anfang Januar geplant hatten. Es mussten viele Pläne verworfen und immer wieder ein Plan B oder C aus dem Ärmel gezaubert werden. Es wurde geweint, aus der Ferne für immer Abschied genommen und getrauert. Aber es 2020 hat auch viele schöne, kleine Momente gehabt. Besonders schön, war es für den Junior, der die frei verfügbaren Ferientage in Shanghai gemeinsam mit seinen Freunden sehr genossen hat.

 

Für 2021 wünsche ich mir einfach nur Gesundheit für uns und unsere Lieben hier in Shanghai und überall auf der Welt. Und ich hoffe sehr, dass ich wenigstens im Sommer unkompliziert nach Deutschland (und anschließend natürlich auch wieder zurück nach Shanghai) reisen kann, um dort meine Freunde und Familie nach so langer Zeit wieder in die Arme schließen zu können. Das ist eigentlich schon alles an Wünschen. Den Rest lasse ich gerne auf mich zukommen und bin schon sehr gespannt. (Wir haben übrigens vor kurzem "Zurück in die Zukunft" gesehen. Da war das Jahr 2015 die Zukunft, in der Autos durch die Gegend fliegen konnten.)

 

Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr.

2021 - weiter geht's.

Alles Liebe, die Gatzingerin

 

P.S.: Wir haben schon Halbzeit hier in Shanghai - Die Zeit fliegt nur so vorbei!