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Qibao 七宝

Nicht weit von uns entfernt liegt die kleine Wasserstadt mit ihrer etwa 1000-jährigen Geschichte. Früher lag Qibao weit draußen inmitten kleiner Wasserläufe und gehörte noch zur Region Suzhou. Mittlerweile ist sie komplett vom ständig wachsenden Stadtgebiet Shanghais umgeben. Qibao 七宝 heißt übersetzt "7 Schätze", die ursprünglich einmal zu Stadt und Tempel gehörten: ein Buddha, ein goldener Hahn, ein Paar Jade-Essstäbchen, ein Jadebeil, ein magischer Baum, eine goldene Kalligraphie und eine Bronze-Glocke. Es gibt ganz bestimmt schönere, größere und sehenswertere Wasserstädte in Shanghais Umgebung, aber Qibao ist klein und überschaubar, schnell zu erreichen und ein herrlicher Kontrast zur schicken Glitzerwelt der Stadt.

 

Zuerst haben wir den Tempel besucht. Bevor wir das Tempelgelände allerdings betreten durften, mussten wir unseren persönlichen grünen Health-Code vorzeigen, Adresse, Telefon- und Passnummer in eine Liste eintragen und einen weiteren QR-Code scannen, der dann Informationen liefert, wo ich mich die vergangenen 2 Wochen aufgehalten habe. Wenn keine aktuellen Risiko-Gebiete dazu gehören, erscheint ein grüner Pfeil und ich darf weiter gehen. Datenschutz eher nein - Sicherheit eher ja. Finde ich voll ok in diesen wilden Zeiten!

 

Der alte Tempel von Qibao steht nicht mehr. Der jetzige Tempel wirkt recht neu und bietet dem Auge nicht sonderlich viel von der Architektur her. Dennoch war er sehenswert, besonders da im Zuge der Vorbereitungen auf das Chinesische Neujahrsfest im Februar überall massenhaft rote Lampions hängen. Bei Sonne und blauem Himmel ergibt allein das ein super Fotomotiv. Dazu gelb gewandete Mönche, eine begehbare Pagode, viele Buddhas und Elefanten. Ich mag's.

 

Im Anschluss ging es dann über Steinbrücken und durch die kleinen Gassen, wo selbst mitten in der Woche viel Betrieb war. In der Fress-Meile reiht sich ein Essens-Stand an den nächsten, es riecht süß, herzhaft, frittiert oder nach dem bekannten, aber zweifelhaften Stinke-Tofu. Lecker schmecken mir dort kleine, runde in Fett gebackene Lauch-Küchlein und süß-klebriges Mohn-Nuss-Gebäck. Den ganzen Rest hab ich mir angesehen, aber ansonsten eher ignoriert. Wir waren nicht im Zikaden-Museum, nicht im Baumwoll-Museum und eine Bootstour haben wir auch nicht gemacht. Danach stand uns allen nicht der Sinn.

 

Während wir allerdings so durch die Strassen gelaufen sind, fiel unser Blick in eine winzig schmale Sackgasse und über den niedrigen Dächern blitze ein sehr europäisch aussehender Kirchturm hervor. Wir haben uns dann Richung Süden auf die Suche nach der Kirche gemacht und sind fündig geworden. Mitten in einem recht runtergekommenen Wohnquartier gibt es eine römisch-katholische Kirche. 1866 wurde sie erbaut, 1982 wieder aufgebaut. Leider war das Tor verschlossen und wir konnten sie uns nicht aus der Nähe ansehen. Wahrscheinlich wegen Corona geschlossen. Lediglich ein Blick durch eine Lücke im Tor war möglich. Ganz in weiß leuchtete die kleine Kirche in der Sonne. Wie gerne hätte ich sie mir aus der Nähe angesehen.

 

Es war ein schöner Tag gemeinsam mit 3 netten Frauen. Ich war in den vergangenen Wochen recht wenig in der Stadt unterwegs. Die Kälte hat mich im Haus gehalten. Vielleicht auch die wieder aufploppenden Corona-Fälle im hohen Norden des Landes. So habe ich es um so mehr genossen, mal wieder bei Sonnenschein und kühler Luft durch einen kleinen Teil Shanghais zu streifen.

 

Liebe Grüße,

die Gatzingerin