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Unser 18. Monat

Dieser Januar war gefühlt einer der ereignislosesten Monate unserer ganzen bisherigen Shanghai-Zeit. Gleichzeitig war es der Bergfest-Monat. 18 Monate liegen hinter uns - 17 Monate liegen noch vor uns.

 

Der Monat begann faul mit den letzten Ferientagen und einem gewonnenen Fussballturnier des Juniors und seiner Freunde. Strahlend reckten sie am Ende den ersten Pokal der Shanghai-Zeit in den Himmel und feierten sich selbst. Ein wirklich guter Start ins neue Jahr, wie ich finde.

 

Dann kam Kältewelle Nummer 2 mit Temperaturen bis minus 8°C. Spinat und Radieschen haben es überlebt, aber so einige andere Pflanzen nicht. Da wird demnächst so einiges zurückgeschnitten und ersetzt werden müssen im Garten. Unsere Heizung kam bei den großen, offenen Räumen ziemlich ins Schwitzen. Wirklich kuschelig warm wurde es bei dem großen Frost nicht mehr im Haus, aber mit einem Wollpulli und Strickjacke war es schon ok. Sogar die Wasserwege rund um die Compounds waren tief gefroren und erstarrt. Ich hab mich oft gemütlich daheim verkrochen und dabei einen neuen Mitbewohner gepflegt und gehätschelt und versucht zu verstehen: Ein Sauerteig-Starter. Ich dachte mir, wenn ich gerade schon nicht viel zu tun habe und in einem Land wohne, wo es so richtig gutes Brot nicht en masse gibt, dann kann ich mich ja mal selber als Bäckerin versuchen. Es brauchte einiges an Geduld und Zuversicht, bis der Starter fröhlich vor sich hin blubberte, was auch an den etwas niedrigen Raumtemperaturen gelegen haben mochte. Mittlerweile verstehe ich den Teig und seine verschiedenen Zustände schon etwas besser und es sind schon ein paar ansehnliche und vor allem leckere Brote dabei heraus gekommen. Jedes einzelne wird noch stolz und glücklich von mir aus dem Ofen geholt, bestaunt und beschnuppert.

 

Mitte des Monats hatte ich dann langsam wieder Lust, was zu unternehmen und in der Stadt unterwegs zu sein. Leider bin ich dazu diesen Monat nur genau einmal gekommen, denn am 20. Januar wurden wieder lokal übertragene Coronafälle in der Stadt gemeldet. Die ersten seit April. Zwar nur 3 an der Zahl, aber das reicht im Land der Mitte bereits aus, um betroffene Wohnviertel abzuriegeln und alle Bewohner sowie enge und weitere Kontaktpersonen unter Quarantäne zu stellen. Da in Peking die Deutsche Schule wegen einiger lokaler Fälle gerade wieder auf Homeschooling umschwenken musste, machte sich auch hier bei uns die Ungewissheit breit, ab wann unsere Schule in Shanghai denn wohl ihre Tore würde schließen müsse. Bis dato sind es 18 lokale Fälle in downtown-Shanghai, aber sie scheinen die Situation im Griff zu haben und -knock, knock, knock- die Schule ist immer noch geöffnet.

 

Mit dem erneuten Auftreten von Corona in der Stadt und der Abriegelung einiger Straßenzüge und Wohnbereiche mitten im Zentrum der Stadt, habe ich mein Leben wieder auf unser kleines Viertel am Stadtrand begrenzt. Freiwilliger Lockdown-light sozusagen. Ich hatte irgendwie keine Lust heute an einem Ort zu sein, der übermorgen zum Risikogebiet erklärt wird, während meine Handydaten darüber Auskunft geben können, dass ich vor Ort gewesen bin. Also war ich nur in unserer Hood unterwegs. Da es teilweise schön sonnig war und schon hier und da nach Frühling duftete, bin ich viel mit dem Hund gelaufen, habe mit Buch und Tee im Garten gesessen und schon die erste Runde Badminton mit dem Junior gespielt.

 

Was sonst?

Den Geburtstag vom Gatzinger haben wir natürlich gefeiert, aber nur im kleinen Kreis und ohne viel tamtam.

Im Chinesisch-Unterricht haben wir das HSK II-Niveau erreicht und versuchen uns nun am HSK III-Buch. Jetzt stehen da fast nur noch die chinesischen Zeichen und wir versuchen es zu lesen und zu verstehen. Das ist nicht einfach, aber tatsächlich machbar und unglaublich spannend. Meine liebe Mitstreiterin und ich sind jedes Mal wahrsinnig stolz und gleichzeitig erstaunt, was wir doch schon so alles lesen und verstehen können. Wer hätte das gedacht.

Ganz zum Abschluss des Monats gab es noch das Halbjahreszeugnis der Schule. Wahnsinn - schon das dritte Zeugnis für den Junior. Die Zeit fliegt nur so vorbei.

 

So war er unser Januar 2021. Nicht berauschend, aber ok. Ich hoffe, der kommende Monat bringt wieder entspanntere Tage mit sich. Mit mehr Blüten, Wärme und Ruhe im Geiste. Ich mag nicht mehr gedanklich um Coronazahlen, Coronanachrichten und eventuelle Konsequenzen kreisen. Aber wem geht es momentan nicht so?!

 

Es grüßt euch von Herzen,

die Gatzingerin