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Tour d'Europe

Bei schönem Frühlingswetter war ich in der ehemaligen französischen Konzession unterwegs, habe mich von meinen Augen leiten lassen. Bei diesem Streifzug wurde mir wieder einmal bewusst, dass Shanghai ein Schmelztiegel verschiedenster Kulturen und Nationalitäten ist. Heute genauso wie vor hundert oder zweihundert Jahren.

 

Ich machte mich als erstes auf die Suche nach der römisch-katholischen Kathedrale in Xujiahui. Die St. Ignatius Kathedrale wurde im Jahr 2010 fertig gestellt. Erbaut von französischen Jesuiten nach Plänen eines britischen Architekten. Es handelt sich um die größte katholische Kirche in Shanghai und als ich sie erblickte, fühlte ich mich fast wie daheim in Norddeutschland. Irgendwie hätte sie gefühlt auch in Bremen stehen können.

Kurze Zeit später blieb mein Blick am Eingang zu einem Compound hängen. Dahinter erschien es mir grün, ruhig und sehr einladend zu sein. Am Durchgang wurde nicht kontrolliert und so bin ich einfach durch das Gate geschlüpft und hab mir die kleine Wohnanlage angeschaut. Der Shangfang-Garden Compound besteht aus gut 70 großzügigen Reihenhäusern, die im Hinterhof meist total schöne Gärten haben. Eine grüne Oase direkt neben der belebten Huaihai Road mit ihrem Gewusel. Dort könnte ich mir auch sehr gut vorstellen zu wohnen, allerdings nicht mit einem Kind, das am Stadtrand zur Schule fahren muss. Einen Schulweg von 5 Minuten sollte man nicht freiwillig gegen eine Fahrt von 50 Minuten mit dem Schulbus eintauschen, finde ich. Also ziehen wir nicht um und bleiben wo wir sind. Schön war es trotzdem.

Nur ein bzw. zwei Strassenecken weiter sehe ich Häuser, die mich eher an Italien oder Spanien denken lassen, aber ganz bestimmt nicht an China. Dazu die unzähligen, von Platanen gesäumten Alleen, die gerade wieder ihr grünes Blätterdach entfaltet haben und mich an südfranzösische Städte denken lassen. Insgesamt ist diese Stadt einfach ein sehr schräger, aber liebenswerter Mix, wo so viele verschiedene Architekten und Nationen ihre Spuren hinterlassen haben. Herrlich.

Beeindruckend finde ich immer wieder die vielen, verschiedenen Gebäude im Art-Deco-Stil der 20er und 30er Jahre des letzten Jahrhunderts. Mittlerweile sind viele dieser Bauten renoviert und bereichern das Stadtbild mit ihren klaren Linien und den runden Bullaugen. So macht es wirklich Spaß sich durch Shanghai treiben zu lassen. In dieser Gegend war ich schon des öfteren, aber genau diese Strassenzuüge habe ich zuvor noch nie gesehen. Vielleicht bin ich einmal zu früh abgebogen. Vielleicht war das ein oder andere Schmuckstück noch hinter einem Bauzaun verborgen, wer weiß?! Ich drehe weiter meine Runden und werde bis zu unserer Abreise wahrscheinlich nicht aus dem Staunen heraus kommen.

 

Ein herzlicher Gruß in die Welt hinaus,

die Gatzingerin