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Unser 21. Monat

Ein wirklich ereignisreicher Monat liegt hinter uns. Kein Vergleich zu den Wintermonaten, wo gefühlt nicht viel passiert ist. Zusammenfassen kann ich unseren April mit: Reisen - Impfen - Frühling - Ostern - Ausflüge und Klassenfest.

 

Der April begann so wie er geendet hat: Wir waren unterwegs. Am Monatsanfang haben wir das lange Osterwochenende genutzt und die nur 2 Autostunden entfernte, grüne Gegend von Moganshan erkundet. Den krönenden Abschluss bildete eine Woche Urlaub im noch viel grüneren Märchenland rund um Yangshuo in Südchina. Diese beiden ersten Reisen des Jahres haben uns allen wirklich gut getan. Wie haben wir den Blick in die Ferne, das Wandern entlang des Wassers oder über kleine Berge, die Natur insgesamt genossen.

 

Das zweite "Highlight" war, dass China seit Beginn des Monats auch Corona-Impfungen für uns hier lebenden Ausländer anbietet. Nach anfänglichen ja-nein-Überlegungen, haben wir uns entschieden, uns hier mit dem chinesischen Impfstoff impfen zu lassen, auch wenn er weniger wirksam sein soll als die in Europa zugelassenen. Aber besser ein schwächerer Impfschutz als keiner. Den Ausschlag für das Ja zur Impfung hängt besonders damit zusammen, dass eine Wiedereinreise nach China etwas unkomplizierter sein würde, wenn man mit einem chinesischen Impfstoff geimpft ist. So sind wir auf der sicheren Seite, sollten einer von uns Erwachsenen unerwartet nach D reisen müssen. Einer Reise im Sommer steht immer noch im Weg, dass Kinder auch hier bisher nicht geimpft werden können, die strenge Hotelquarantäne weiterhin verpflichtend ist und es da noch andere, unangenehme Stolperfallen gibt, in die keiner von uns geraten möchte.

Die erste Impfung haben wir beide bereits bekommen, die Nebenwirkungen waren sehr gering bis kaum vorhanden und nun warten wir auf den zweiten Teil der Aktion. Die Impftermine müssen wir über ein Mini-Programm in der allgegenwärtigen WeChat-App machen und die Erstimpfung ist natürlich sofort automatisch in unseren Healthcode aufgenommen worden. Die Datenkrake schläft nie!

 

Die dritte Besonderheit des Monats, was uns als Familie gemeinsam betrifft, war die Anfrage "Vertrags-Verlängerung? - Ja oder nein?" Und was soll ich sagen, es ist ein einstimmiges "nein" geworden, wobei ich um die Einstimmigkeit wirklich sehr froh bin. Wir sind alle drei der Meinung, dass 3 Jahre insgesamt reichen, so wie von Anfang an geplant. Dann mag ich wieder näher an den Lieben in der Heimat sein; einfach wieder dichter dran, wenn auch nicht unbedingt am selben Ort. Ich freu mich auch wieder auf ganz viele, ganz leckere Lebensmittel aus meinem herzallerliebsten Bioladen, die ich hier nicht wirklich ersetzen kann. Außerdem reichen mir persönlich einfach 3 Jahre Expat-Leben. Dann habe ich genug ein-bisschen-Chinesisch-gelernt, genug Stadt-Land-Fluss-besichtigt. Für die gerne durchgeführten "Expatfrauen-Kaffeekränzchen mit Prosecco" bin ich eh nicht zu haben. Da stellen sich mir schnell die Nackenhaare auf und meine Ohren bluten. Da muss ich mich fernhalten. Nicht dass jemand auf den Gedanken kommt, mir gefallen meine 0815-Tage hier nicht, aber jetzt nach fast 2 Jahren in China, merke ich zunehmend, dass mir meine Arbeit, meine sinnvolle Betätigung fehlt. Ich habe immer gerne gearbeitet und daraus mehr Energie und Freude gezogen als sie mich gekostet hat. Auf Dauer ist das Expat-Frau-Dasein einfach nicht meins. Für eine gewisse Zeit genieße ich es, aber als Dauerzustand wäre so ein Leben für mich persönlich nicht vorstellbar. Da würde die Gatzingerin unglücklich werden. Aber für eine begrenzte Zeit wäre ich für so ein kleines, stets bereicherndes Abenteuer wahrscheinlich später, also wirklich später und noch ewas später noch einmal zu haben. So war es bei mir bisher immer: Es zog mich immer mal wieder in die Welt hinaus und genauso immer wieder zurück in heimatliche Gefilde zu Freunden und Familie. So scheint es einfach am Besten zu mir zu passen. Es liegen nun also nur noch ("Nur noch?" so hörte ich es letztens laut aus Hamburg zu mir herüber schallen...) 15 Monate vor uns und die wollen mit schönen Erlebnissen, aber auch einer Menge Alltag gefüllt werden und wahrscheinlich rauscht die Zeit letztenendes einfach nur wahnsinnig schnell an uns vorbei.

 

Der Junior hatte noch ein paar weitere, zusätzliche Erlebnisse in den vergangenen Wochen. Da wären wahnsinnig spannende Fussballspiele mit Rückstand, Aufholjagd, Sieg und auch einer Niederlage. Da gab es einen Ausflug mit allen Klassenkameraden in die Trampolinhalle mit anschließendem Gartenfest mit Familie. Der krönende Abschluss war der Besuch der Shanghai Automobil-Messe mit dem Gatzinger, wo die beiden sich stundenlang zwischen, vor, hinter und in schnellen, neuen, spannenden und schrillen Auto-Neuheiten herumgetrieben haben. Für mich war das nichts, das Feld überlassen ich gerne Vater und Sohn. Ich habe mir derweil woanders die Zeit vertrieben.

 

Das einzige, was ich von der Messe mitbekommen habe, war, dass das Internet in der Woche grottenschlecht war, die VPN-Verbindung ständig unterbrochen wurde und alles, was mit Telekommunikation zu tun hatte, so langsam und abgehackt war wie wahrscheinlich vor 15 Jahren. Aber das war zu erwarten. Warum? Darum, muss als Antwort reichen. Ein Schelm wer dabei Böses denkt...

 

Jetzt haben wir also Anfang Mai, der Frühling schlägt von den Temperaturen und der Luftfeuchte schon langsam Richtung Sommer um. Der Blick nach Deutschland lässt mich hoffen, dass sich das Leben auch dort bald normalisieren kann und Kontakt, Austausch, Besuche und Präsenzunterricht demnächst wieder möglich werden. Das tut gut - auch aus der Ferne betrachtet.

 

 

Sonnige Grüße sendet

die Gatzingerin