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Taifun In-Fa

Von Juli bis September dauert die Zeit der Tropenstürme hier im fernen Osten. Am Samstag war es dann soweit und der erste Taifun der Saison hat uns mit viel Regen und Wind erwischt.

 

Eigentlich wollten wir das Wochenende der Sommerhitze der Stadt entfliehen und in eine kleine Lodge nach Moganshan fahren und dort Berge, Bambuswald und erfrischende Bäche genießen. Uns war einfach nach einem kleinen Tapetenwechsel. Als es allerdings klar war, dass der der Taifun ziemlich direkt über die gesamte Region ziehen würde, haben wir entschieden, daheim zu bleiben, um nicht am Sonntag auf dem Rückweg ein unangenehme Überraschung erleben zu müssen.

 

Es war nicht der erste Taifun, den wir hier durchziehen sehen und auch nicht der heftigste. Der Osten und Süden der Stadt wurde allerdings wesentlich heftiger getroffen als wir. Dort sind so einige Strassen, Keller und Häuser mit Wasser voll gelaufen. Bei uns hat es von Samstag bis Montag mal mehr, mal weniger gestürmt und insgesamt 4 Tage so gut wie ohne Unterlass geregnet, teilweise auch geschüttet. Da die kleinen Kanäle und Flüsschen rund um unsere Compounds herum allerdings zuvor recht wenig Wasser geführt haben, konnten sie die großen Wassermengen Gott sei Dank problemlos schlucken. Die Strassen waren bei uns in der Ecke hier und da ein bisi geflutet, die ein oder andere Unterführung ebenso, aber das waren alles nur kurze Momentaufnahmen und kein Dauerzustand. Der Gatzinger schaute immer mal wieder auf unserem Flachdach zweifelhafter Qualität und mit gewissen Alterungserscheinungen nach dem Rechten, aber bis auf kleinere Wasserstauungen war alles in Ordnung. Das mit dem Gefälle in Richtung Abluss hat bei uns auf dem Dach beim Bau nämlich teilweise nicht so gut geklappt.

 

Wir haben die Tage meist eingeigelt zuhause verbracht und das Haus nur wenn unbedingt nötig verlassen. Zwei Mal musste ich allerdings im krassen Regen mit meinem Roller ausrücken. Der Junior wollte unbedingt zu einem Freund zum Übernachten und am Tag drauf musste er dann ja auch wieder nach Hause. Der Gatzinger war mit dem Auto auf Arbeit und ein Didi, also ein Taxi ist im Regen nur sehr schwer zu bekommen. So haben wir uns also mit dem Roller auf den kurzen Weg gemacht. Nach nur wenigen Metern sickerte das Wasser schon bis auf die Unterhose durch, aber irgendwie hat es auch ein kleines bisschen Spaß gemacht. Gleichzeitig war es auch jedesmal eine kurze Erkundungsfahrt, wie es anderswo aussieht. Am Weg neben der Schule liegen ein paar Bäume darnieder, ein Bauzaun war komplett verwirbelt, viele, viele kleine Äste und Blätter, aber insgesamt nix wirklich Schlimmes.

 

Auch bei uns im Garten hat der Taifun ein Opfer gefordert. Unser noch immer mit roten Kugel behängtes Weihnachtsgebüsch liegt platt im Garten und wartet nun geduldig auf seinen Abtransport. Da muss für das kommende Fest wohl eine Alternative zur bisherigen Alternative gefunden werden. Aber wenn das alles ist, was an Opfer gebracht werden musste, bin ich zufrieden.

 

Das angenehme am Taifun ist der frische Wind vom Meer, der einfach nur grüne, gute Luft zu uns pustet und die Temperaturen auf herrliche 25 Grad sinken lässt. Aber das ist nun wieder vorbei. Das Thermometer hat die 30 Grad Marke bereits wieder überschritten und die schwüle Luft des Shanghaier Sommers ist zurück. Egal - ganz bald geht es in den Urlaub. So zumindest der Plan. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

 

Liebe Grüße aus China,

die Gatzingerin