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Adventszeit

Jetzt verbringen wir bereits zum zweiten Mal die komplette Weihnachtszeit in Shanghai. Auch dieses Jahr will es uns nicht so recht gelingen, in Weihnachtsstimmung zu kommen. Dabei geben wir uns wirklich Mühe...

 

Eingeläutet wird die Adventszeit immer mit dem Weihnachtsmarkt an der Deutschen Schule am ersten Adventswochenende. Auch dieses Mal gab es an den Ständen weihnachtliches Gebäck, gebrannte Mandeln und Nüsse sowie allerlei Deko-Gedöns. In diesem Jahr war zwar die Stimmung durch neue Coronafälle in Shanghai etwas gedrückt, aber trotzdem hat es Spaß gemacht und der Glühwein geschmeckt.

 

Der Weihnachtsmarkt nach deutschem Vorbild am Bund wurde von uns in diesem Jahr wieder nicht besucht. Er findet nur an den Wochenenden statt und ist dann so überlaufen, dass uns schon der Spaß vergeht, wenn wir nur an die Warteschlangen am Einlass denken. Pandemie-bedingt muss man sich im Vorfeld via App registrieren, was einen Spontan-Besuch außerdem unmöglich macht. Dann halt lieber nicht, haben wir uns gedacht.

 

Auf einen mittelschönen, chinesisch-deutschen Adventskranz hatten wir dieses Jahr irgendwie auch keine Lust. Die Luft im Winter ist eh schon schlecht genug, da muss ich im Haus nicht noch zusätzlich Kerzen anmachen. So haben wir uns einen Adventskranz ans Fenster gemalt und jeden Sonntag wurde mit Fenstermalstiften eine weitere Kerze bunt angemalt. Hört sich vielleicht bescheuert an, sieht aber tatsächlich viel schöner aus als ich es mir vorgestellt hatte.

 

Aber auch wenn wir keinen Adventskranz haben, so haben wir unser Heim trotzdem bunt geschmückt. Sterne zieren die Fenster, Kugeln hängen hier da und dort, der Junior hat bunte Bilder an fast alle Fenster gemalt, Lichterketten machen ein gemütliches Licht und der Adventskalender zieht sich wie jedes Jahr, wie auch schon daheim in Deutschland, die Treppe nach oben entlang. Die zahlreichen Nussknacker Figuren unserer Vermieterin wurden wieder aus ihrem Keller-Exil befreit und dürfen bis Anfang Januar auf unseren Fensterbänken neben kleinen Tannenbäumen stehen.

 

Plätzchen gebacken haben wir. Mehr als ein Mal. Mehr als eine Sorte. Und das Geniale daran ist, dass in Shanghai die Erdbeersaison zeitgleich mit der Plätzchen-Saison beginnt. Das muss man sich einmal vorstellen: Ein frisch gebackenes Plätzchen, verziert mit noch leicht warmer dunkler Schokolade, das von einer kleinen, süßen, roten Erdbeere gekrönt wird. Es ist ein Gedicht, ein Augenstern und Gaumenschmaus in einem. Und wer sich jetzt wundert und ungläubig den Kopf schüttelt: Ja, in Südchina ist von Dezember bis März Erdbeersaison, da es den Pflanzen danach schnell zu heiß und feucht wird. Weihnachten und frische Erdbeeren sind einfach eine super Kombination.

 

Sogar einen Weihnachtsbaum haben wir dieses Jahr. Nachdem unser Weihnachtsgebüsch vom vergangenen Jahr leider dem Taifun im Sommer zum Opfer gefallen und somit verschwunden ist, haben wir dieses Jahr ein echtes Bäumchen im Topf organisiert. So ein Bäumchen kann man hier entweder online bestellen oder man fährt wie wir zum Flower-Market und sucht sich sein Exemplar selber aus. Sicher ist sicher. Des Weiteren kann man dort excessiv Weihnachtsdeko, Lichterketten, Leucht-Schneemänner, Rentiere und andere, entfernt weihnachtliche Dinge einkaufen. So haben wir es gemacht; allerdings ohne Schneemann und BlinkiBlinki-Zeug. Unser Weihnachtsbaum zog bereits am 3. Advent bei uns ein, so früh wie nie zuvor und ich hoffe, dass er bis nach Sylvester einen Großteil seiner Nadeln behalten wird. Aber mit Topf und Wurzelballen sollte das doch wohl klappen.

 

Gebastelt haben wir auch fleißig diese Tage. Der Junior und ich haben uns tatsächlich daran gewagt, Fröbelsterne zu basteln. Die gehören für mich einfach an jeden Weihnachtsbaum. Das ist Kindheitserinnerung pur. Zu Beginn erschien es schier unmöglich, dann ging es bergauf mit einigen Rückschlägenzwischendurch, aber zuletzt haben wir die Sterne fast ohne Anleitung hinbekommen und jetzt mag ich unseren Weihnachtsbaum auch sehr gerne - mal abgesehen von der bunten Lichterkette darin. Die hat der Junior ausgesucht und wir hatten ihm dabei im Vorfeld freie Wahl zugesichert. Was will man da sagen - Nüscht!

 

Am 10. Dezember haben hier bereits die Weihnachtsferien begonnen. Der letzte Tag in der Schule war vollgepackt mit einem Weihnachtsfrühstück in der Klasse, der Verabschiedung eines Mitschülers und der Co-Klassenlehrerin und dem gemeinsamen Weihnachtssingen in der Piazza. Eine schöne, laute und bunte Überleitung in die Ferien und so sind wir gut gelaunt in die

Vorweihnachtszeit gestartet.

 

Morgen ist es nun wieder einmal so weit. Heiligabend steht direkt vor der Tür. Es wollen gleich noch die letzten Geschenke eingepackt, der Rotkohl für morgen vorbereitet und das letzte Brot aus dem Ofen geholt werden. Ich wünsche uns allen schöne Weihnachtstage! Macht es euch schön, so schön es eben geht! Ich denke an Euch!

 

Frohe Weihnachten wünscht

die Gatzingerin