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Die letzten Tage

Als wir im Januar unseren Heimflug gebucht hatten, haben wir beschlossen, dass wir die Tage vorher ein letztes Mal in unserem Lieblingshotel am Nordbund verbringen wollen. Der Gatzinger hat sogleich ein Zimmer mit schönem Blick reserviert und die Freude war groß. Dann hat das Große C Shanghai seit März in den Würgegriff genommen, wir saßen ununterbrochen daheim und keiner von uns hat mehr an die Möglichkeit geglaubt, dass es mit uns und dem W noch passen würde. Aber storniert haben wir nicht. Einfach mal aussitzen! Im Juni kam die Öffnung, Ende Juni war das Hotel wieder offen, Anfang Juli durfte der Pool öffnen und so hat es tatsächlich auf den letzten Drücker noch geklappt.

 

Trotz wieder steigender Coronazahlen in Shanghai haben wir beschlossen, es zu wagen. Keiner von uns hatte Bock die letzten Tage daheim bei 38-41 Grad im Schatten mit Klimaanlage im Haus zu verbringen. Dann doch lieber im Pool oder im Zimer mit Klimaanlage und Aussicht. Natürlich war das Hotel, war die Stadt insgesamt ziemlich leer, aber genossen haben wir es trotzdem und ein leerer Pool ist immer besser als ein sonst eher zur Überfüllung neigender Pool. Aufgrund der Hitze konnten wir auch nicht viel anderes machen als faul sein, baden und schauen. Shanghai schmort seit 10 Tagen in einer Affenhitze vor sich hin. Der Junior hatte für einen Tag seinen besten Freund zu Besuch. Ich war noch einmal mit meiner liebsten Freundin ein bisi in der Stadt unterwegs, wobei es bei 38 Grad wenig Möglichkeiten gibt, was wir machen konnten. Aber egal. Ein letztes Abendessen gemeinsam mit netten Kollegen, ein paar weitere Abschiede und "Wir sehen uns dann nächstes Jahr dahoam!".

 

Am letzten Abend im Hotel konnte ich meinen Blick kaum von der Skyline abwenden. Als Abschiedsgeschenk hat sich noch der Vollmond zu den Türmen gesellt und es war einfach wunderschön anzusehen. Auch wenn ich mehr als froh bin der Betonwüste dieser eigentlich ja recht grünen Stadt bald zu entkommen, die Skyline von Pudong wird mir einfach fehlen. Aber wahrscheinlich wird mich der Blick auf den Ammersee und die Zugspitze schnell darüber hinweg trösten!

 

Die letzte Nacht im Hotel haben wir aber letztendlich dann doch gecancelt. Immer wieder tauchten Gerüchte auf, dass es noch einmal zu teilweisen lokalen Lockdowns kommen könnte und da in der Gegend vom Hotel einiges mehr an Fällen gefunden wurde als bei uns im Distrikt, haben wir beschlossen, die letzte Nacht doch lieber Zuhause zu verbringen. Auf die letzten Stunden wollten wir nichts mehr riskieren.

 

So haben wir noch einmal ein paar Sachen in unserem kleinen Laden eingekauft, noch einmal die Waschmaschine angeschmissen und am Abend einen allerletzten PCR Test an unserer Teststation um die Ecke gemacht. Die letzte Nacht in Shanghai liegt hinter mir. Heute findet nur noch die Hausübergabe statt und die letzten Sachen werden in die Koffer gepackt oder auch gestopft. Heute Abend geht es zum Flughafen und dann schließen wir das Kapitel Shanghai. Es war schön, spannend und auch immer mal wieder anstrengend, aber keiner von uns möchte diese 3 besonderen Jahre missen. Doch nun freuen wir uns auf daheim, auf Natur, den See, auf Freunde und Familie! Es werden heute und morgen ganz sicher noch einige Tränen fließen. Tränen des Abschieds und Tränen der Freude.

 

Byebye Shanghai. Dankeschön. Auf Wiedersehen?

die Gatzingerin